Arbeite an den Basics

Zusammenfassung: Es sind nicht die neuesten Methoden und Erkenntnisse, die zu den Basics gehören. Es sind eine Reihe von einfachen Gewohnheiten, die zu den Grundpfeilern eines gesunden Lebenswandels gehören.

Dank des Internets haben wir eine unglaubliche Fülle von Informationen zu Verfügung. Diese Fülle ist überwältigend, und in unserem westlichen Fortschrittsdenken verhaftet suchen wir nach dem letzten Schrei, nach der besten Lösung.

Das ist schlicht unproduktiv.

Ich werde häufig mit spezielleren Fragen konfrontiert:

  1. Was kann ich für meine obere, innere, wetterseitige, kaukaso-asiatisch-australische Brust tun?
  2. Wie kann ich meine Leberstoffwechsel optimieren?
  3. Welche Proteinquelle ist besser? Hühnchen oder Pute?

Ich stoße häufig den Fragestellenden vor den Kopf. Ich bin ein relativ direkter Mensch und sage dann schlicht: "Das ist nicht wichtig."

Viele Menschen versuchen ihren Wunsch nach dieser speziellen Antwort zur Erfüllung zu bringen, in dem sich selbst spezifizieren. Sie haben diese oder jene Autoimmunkrankheit, sind totale Hardgainer (Männer) oder bauen unirdische Muskelberge in kurzer Zeit auf (Frauen) und so weiter.

Manchmal bestehen sie darauf, dass es doch eine bessere Lösung gibt. Dem kann ich auch nicht widersprechen. Es gibt natürlich Wege den Leberstoffwechsel zu optimieren, wenn ich den Arm in eine bestimmte Richtung drehe und bewege kann ich verschiedene Anteile der Brust belasten (obere und untere) und so weiter.

Ich bin selbst der Letzte, der keine Tüfteleien oder Extreme mag. Ganz im Gegenteil. Ich mag die Arbeit mit echten (sowas gibt es auch) Hardgainern. Mit Genuss knoble ich mit alleinerziehenden, berufstätigen Müttern zeitoptimierte Strategien für ein Bodybuildingprogramm aus.

Allerdings birgt das die Gefahr seine Energie falsch zu investieren, wenn sich vom Optimierungsgeschäft ablenken lässt. Bevor ich nämlich versuche zu tüfteln, hämmere ich. Der Hammer sind die Basics.

Was sind die Basics?

Die Basics sind Kerngewohnheiten, die den Körper in ein gutes Verhältnis zu sich selbst und zu seiner Umwelt bringen. Bei Improved Eating sind die Gewohnheiten, Rituale und Routinen das Rückgrat des Lebenswandels. Wir können noch so viel Wissen und Ideen einer guten Ernährung haben. Wenn wir diese nicht auf Autopilot stellen können, sind diese Veränderungen nicht dauerhaft. Wir laufen in die Falle der Entscheidungsermüdung, wenn wir unser Vorhaben nicht als Selbstverständlichkeit in unser Leben integrieren.

Wissen ist nur wichtig, wenn es zu direkten Handlungen führt.

Um ein korrektes Krafttraining durchzuführen brauche ich nicht zu wissen, wie sich genau die Myosin-Aktin-Filamente verschieben. Ich muss wissen, wie ich korrekt Körperspannung aufbaue und wie ich meine Knie beim Kniebeugen positioniere.

Bei der richtigen Ernährung kommt es auch im ersten Schritt nicht an, dass man genau versteht, wie der ketogene Stoffwechsel funktioniert und ob nun CPT-1 der regulierende Schritt ist oder nicht. Für die meisten heißt es: Weitgehend nach den Prinzipien der Steinzeiternährung zu ernähren (oder anders: unverarbeitete Lebensmittel).

Regeln sollte man dann kennen, wenn sie handlungsanleitend sind:

Beispiel: Je weniger Inhaltsstoffe ein Lebensmittel hat, desto besser ist es. Das ist die grundlegende Regel, über die hinaus ich im ersten Kontakt mit einem Beratenden nur ungerne gehe. Damit fange ich weitgehend alles ein, was ein großes Problem ist. Ich denke nicht, dass Haferflocken ein wirklich gutes Lebensmittel sind. Allerdings ist die Gewohnheit sich sein Essen aus naturbelassenen Zutaten zuzubereiten wesentlich wichtiger als eine völlig präzise Einhaltung jeder kleinen Nahrungsoptimierung. Wenn diese Basis einmal zur Gewohnheit geworden ist, dann kann man mit der Nahrungsauswahl schon fast beliebig spielen, denn dann muss man keine neuen Handlungen erlernen. Man muss nur das, womit gehandelt wird austauschen. Das ist dann keine wesentliche Veränderung mehr.

Grundlegende Gewohnheiten

Folgende Fragen sollte jeder mit Ja beantworten.

  1. Bewegung: Machst 5-7h Sport pro Woche? Das klingt für die meisten viel, ist jedoch sehr einfach in den Alltag integriert. 20min Morgenroutine in Form von Mobilität und ein paar anderen Übungen. 4x/Woche für jeweils eine Stunde Nachmittags Sport in Form von Kraft- und Ausdauertraining. Alleine wenn du einen Hund hast, hast du schon so viel Bewegung, dass du dein Schwerpunkt auf 3x/Woche Krafttraining beschränken könntest.
  2. Mobilität Machst du tägliche Mobilisierungsübungen?
  3. Ernährung Kochst du? Isst du ausschließlich naturbelassene Lebensmittel? Hast du die Unverträglichkeiten aus deiner Nahrung verbannt?
  4. Fasten Hast du die Fastenmethoden, die für dich in Frage kommen, in deinen Alltag integriert?
  5. Kognition Hast du deinen Alltag organisiert und deine Termine im Griff? Lernst du auf regelmäßiger Basis anstatt Ende des Semesters alles auf einmal zu machen?
  6. Ruhe Schläfst du genug? Meditierst du täglich?

Das ist ein beispielhafter Auszug aus der Fülle an Gewohnheiten, die man sich zu eigen machen sollte.

Man sollte natürlich Schwerpunkte gemäß der Regel Suche nach dem nächsten besten Schritt setzen. Wenn du zwar nur zwei Mal pro Woche für eine Stunde Sport machst, aber dafür deine Ernährung aus Pizza und Asbest besteht, solltest du deine Kapazitäten auf die Änderung der Ernährung verwenden.

Anmerkung für Autoimmunerkrankte

In der Paleo-Gemeinde landen, zumindest soweit ich die deutsche Szene verstehe, viele aus dem Defizit bei dieser Form der Ernährung. Sie wollen nicht mehr vom Guten, sondern weniger vom Schlechten. Üblicher Weise erfahren viele Menschen eine ziemlich schnelle und starke Verbesserung ihrer Symptome.

[pullquote position="right" hidden="true"]Ein komplexes System unterscheidet sich von einem trivialen System dadurch, dass es sich nicht einfachen In- und Output unterwirft.[/pullquote]

Aus diesem Zusammenhang ergibt sich folgendes Problem: Gluten, Casein und Ähnliche werden dann als Auslöser für die Problematik identifiziert.

Das führt zu zwei Haltungen:

  1. Die Annahme, dass die Ernährung der ultimative Hebel für die Gesundheit ist.
  2. Eine Verstärkung des linearen Denkens in direkter Ursache und Wirkung.

Ich beobachte als Folge vom ersten Punkt eine starke Unterrepräsentation anderer gesundheitsbildender Maßnahmen.

Eine zweite Folge ist die Haltung sehr detailliert in die Körperchemie eingreifen zu wollen. Viele arbeiten mit dem Blutbild und versuchen dann diesen oder jenen Wert zu verändern. Ein zentraler Fehler ist hier, dass man den Körper als ein triviales System verstehen muss, um gleichzeitig solche Handlungen zu rechtfertigen. Allerdings ist der Körper komplex.

Ein komplexes System unterscheidet sich von einem trivialen System dadurch, dass es sich nicht einfachen In- und Output unterwirft. Es organisiert sich in Auseinandersetzung mit der Umwelt neu. Genau aus diesem Grunde kann man die Kalorienbilanz ad absurdum führen.

Ich verstehe Autoimmunerkrankungen als ein Problem der Dysbalance. Auf der einen Seite ist es natürlich wichtig die Big Player auszumerzen, was bei den meisten Menschen Gluten sein wird.

Wenn man als Autoimmunerkrankter allerdings kein angemessenes Training, kein angemessenes Fasten und kein Stressmanagement (insbesondere Meditation) macht, dann verpasst man einige sehr effektive Strategien die Pufferfähigkeit des Körpers gegen Entzündungen zu erhöhen.

Gruß an dieser Stelle an einen Schützling von mir.

Abschließende Worte

Ich empfehle jedem mindestens die oben genannten Basics in sein Leben zu integrieren. Auch und gerade für stark belastete Personen ist das wichtig, egal ob die Belastung durch äußere Belastungen oder eine schwache Belastbarkeit entsteht.

Fragen

  • Welche Gewohnheiten gehören deiner Meinung nach zu den Basics?
  • Investierst du in alle Bereiche die gleiche Energie?

Bilder

Photo Credit: Jay Santiago via Compfight cc