Seth Roberts Selbstexperimente IV: Schlaf und Vitamin D

Zusammenfassung: Die circadiane Rhythmik wird von verschiedenen Zeitgebern bestimmt. Dazu gehört auch die Sonne. Wir denken dabei meistens an Licht. Sonne ist allerdings auch eine notwendige Voraussetzung für die körpereigene Produktion von Vitamin D. Vielleicht ist Vitamin D auch bei der Zeitgebung beteiligt?

Schlaf und Sonne

Photo Credit: ohmil via Compfight cc

Seth berichtet von der Journalistin Tara Grant, welche unter beständigen Schlafstörungen litt. Sie wachte 20-30 Mal pro Nacht auf und fühlte sich am nächsten Morgen, als hätte sie überhaupt nicht geschlafen.

Er wies sie darauf hin, dass Schlaf durch Sonnenlicht beeinflusst wird und der Zeitpunkt wichtig für das Sonnenlicht wichtig ist. Morgendliches Sonnenlicht verbessert den Schlaf und blaues Licht am Abend verschlechtern1 hin (z.B. Fernsehen und andere Bildschirme).

Grant fragte sich, ob Vitamin D, welches vor allem durch Sonnenlicht vom Körper produziert wird, einen ähnlichen Effekt auf den Schlaf hat wie das Licht selbst. So begann sie ihr Vitamin D morgens zu nehmen und ihre Schlafprobleme waren verschwunden.

[pullquote position="right" hidden="true"]Synchronisieren wir unser Leben mit den Zeitgebern, sind wir wacher am Tag und schlafen tiefer in der Nacht.[/pullquote]

Seth machte den Versuch und nahm von 2000-8000 IE morgens Vitamin D. Er stellte fest, dass mehr Vitamin D morgens zu einem erholsameren Schlaf geführt haben. Auch Grant kam zu diesem Ergebnis. 10000 IE führten bei ihr zu einem besseren Ergebnis als 5000 IE.

Erklärung

Meine Erklärung ist ähnlich und ohne einen Mechanismus wie diejenige von Grant und Roberts. Die Produktion von Vitamin D scheint ein Regler für die circadiane Rhythmik zu sein. Wie der genaue Mechanismus funktioniert, ist mir schleierhaft, aber auch ich stelle fest, dass mein Schlaf besser ist, wenn ich mein Vitamin D morgens nehme. Meine Dosis variiert von 0-10k IE, je nachdem wie viel Sonnenlicht ich über den Tag verteilt abkriegen werde. (Wenn es sonnig ist, absolviere ich mein Sprinttraining meist oberkörperfrei, so dass ich hier 45min direkte Sonneneinstrahlung habe)

Leider kann ich keinen Mechanismus herausfinden, aber wundern tut es mich nicht. Biologische Systeme wie Körper sind durch viele Rückkopplungsschleifen reguliert. Diese überschneiden sich, so dass viele Regulierungsschleifen teilweise die gleiche Aufgabe haben wie andere. Manchmal realisiert ein Sachverhalt seine Wirkung auf mehrere verschiedene Wege.

Beispielsweise verbessert Bewegung den Glucosestoffwechsel über verschiedene Mechanismen:

  1. Bewegung verbessert die Insulinsensitivität selbst, so dass die jede Einheit Insulin die Glucoseaufnahmefähigkeit wirksamer verbessert.
  2. Bewegung verbessert die Glucoseaufnahmefähigkeit der Muskulatur aber auch unabhängig vom Insulin.
  3. Bewegung reduziert den Glykogengehalt der Muskulatur, so dass nun mehr Pufferkapazität hergestellt ist.

So ähnlich scheint es auch mit dem Vitamin D und dem Schlaf zu funktionieren. Sonnenlicht wirkt nicht nur über die Einstrahlung in die Augen sondern wahrscheinlich auch über die Vitamin D Produktion als Zeitgeber.

Synchronisieren wir unser Leben mit den Zeitgebern, sind wir wacher am Tag und schlafen tiefer in der Nacht.

Kategorien der Gesundheit

Hier ist eine allgemeine Verbindung von Aktivität und Ruhe zu finden.

Wenn wir uns dem Sonnenlicht aussetzen, sind wir als tagaktive Jäger und Sammler normaler Weise körperlich (Jagen, Sammeln) und geistig (soziales Leben, Jagdtaktik, Wahrnehmen) aktiv. In der Dunkelheit der Nacht ruhen wir. Die Zeitgeber sind wahrscheinlich auf diesen Zustand hin synchronisiert.

Darauf ist der Körper anscheinend gut angepasst und stimmt die Prozesse des Tages auf die Prozesse der Nacht ab. Die Marker für Aktivität am Tag legen das Fundament für die gute Erholung in der Nacht.

Das Prinzip ist das gleiche wie beim Schlaf und Stehen und auch beim Schlaf und Frühstück. Je besser wir die Yang-Kategorien in unser Leben integrieren, desto besser können wir auch die Jin-Faktoren unseres Lebens nutzen.

Wie in den Alltag einbinden?

Versuch' morgens möglichst viel helles Licht zu kriegen. Reiß' die Vorhänge auf, sobald du aufwachst. Ich habe einen Lichtwecker, mit dem ich sehr gute Erfahrungen im Winter gemacht habe. Ich stehe nahezu jeden Tag um die gleiche Zeit auf. So kann ich wenigstens teilweise einen regelmäßigen Zeitgeber über das Licht bekommen.

Wenn du die Gelegenheit hast, richtige deinen Vormittag so ein, dass du regelmäßig den Himmel sehen kannst. Idealer Weise kannst du deine Haut am Vormittag der Sonne aussetzen. Je mehr Haut desto besser.

Die schlechteste Variante ist diejenige, welche die beiden Selbstexperimentierer gewählt haben: Die künstliche Zufuhr von Vitamin D. Ich betone das, weil ich es für sehr unwahrscheinlich halte, dass externes Vitamin D ein würdiger Ersatz für echtes Sonnenlicht ist.

Nimm dein Vitamin D morgens direkt nach dem Aufstehen. Zur Dosierung empfehle dir den Beitrag zu Vitamin D auf Examine.com zu lesen.

Fragen

  • Bisher haben wir drei Zeitgeber: Sonnenlicht, Ernährung, Bewegung. Sind alle deine Zeitgeber synchronisiert oder siehst du irgendwo Abweichungen?
  • Hast du Zeitgeber, die genau konträr zum natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus verlaufen?

  1. Wahnschaffe, A., Haedel, S., Rodenbeck, A., Stoll, C., Rudolph, H., Kozakov, R., Schoepp, H., & Kunz, D. (2013). Out of the lab and into the bathroom: evening short-term exposure to conventional light suppresses melatonin and increases alertness perception. Int J Mol Sci, 14(2), 2573-89.