Verringert Musik beim Training den Erfolg?

Wenn wir uns auf eine Sache konzentrieren, aktiviert sich das entsprechende Zentrum in unserem Gehirn. Wenn wir beispielsweise ganz genau auf die Farbe von etwas achten, aktivieren wir unsere Farbzentren. (Spitzer2012, 67/68)1

Je besser dein Fokus auf eine Sache ist, desto stärker ist auch der Lernerfolg, weil die Verarbeitungstiefe steigt.

Das heißt aber auch, dass nicht nur der Fokus relevant ist, sondern auch wie viele Verknüpfungen du überhaupt ziehen kannst, also deinen Erkenntnisgegenstand in all seinen Fassetten untersuchst.

Wir bestimmen also, was mit eingehender Information in unserem Gehirn geschieht, ob wir sie nur oberflächlich bearbeiten und uns gleich der nächsten Sache zu wenden oder ob wir uns eingehend mit ihr beschäftigen. Das macht den Effekt der Verarbeitungstiefe auf das Speichern nur zu verständlich: Wenn ich mich mit einem Sachverhalt eingehend beschäftige, dann werden all seine Aspekte und Eigenschaften von verschiedenen Gehirnarealen erfasst. Diese intensive Bearbeitung nach allen möglichen Aspekten bewirkt eine Veränderung sehr vieler Synapsen und damit das bessere Speichern dieses Inhalts. - Manfred Spitzer, Digitale Demenz (Spitzer2012, 69)1

Wenn du dich beim Training durch die Musik ablenken lässt, verringerst du die Verarbeitungstiefe. Das ist besonders Trainingsformen wichtig, welche eine neuronale Veränderung hervorrufen sollen wie unter anderem Krafttraining, Sprinttraining oder Techniktraining.

Wäge also den positiven Effekt der Musik, wie etwa Motivation, gegen den Grad deiner Ablenkung ab. Es erfahrungsgemäß einige Wochen bis sich das Gehirn auf eine neue Informationsstruktur in seiner Umwelt gewöhnt hat. Wenn du diese Veränderung ausprobieren willst, gib ihr die gebührende Zeit.

Ich höre seit langem keine Musik mehr beim Training, nachdem ich festgestellt habe, dass ich mich von meinem mp3-Player abhängig gemacht habe. Damals habe ich mir notiert, dass ich mich besser fühle, seit ich keine Musik mehr beim Training höre. Das hier könnte ein Grund dafür sein.

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Pixabay (Abgerufen: 2016-09-24-13:43)


  1. Manfred Spitzer (2012): Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, München: Kroemer. Auf Amazon