Schwierigkeiten mit dem Gewicht und Schwierigkeiten im Leben - Eine weitere Studie

Im letzten Beitrag habe ich von einer Studie berichtet, in welcher Gewichtsverlust nicht mit einem höheren Lebensglück einherging. Diesmal habe ich eine weitere interessante Studie vorliegen. Es ist eine Clusteranalyse, was in diesem Fall heißt, dass die Forscher eine ganze Menge Probanden, die ihren Gewichtsverlust von mindestens 13,6kg über ein Jahr halten konnten, in verschiedene Gruppen eingeteilt haben. Das ist ein bisschen so, als hätte man die Arche Noah durchgeschüttelt und jetzt versucht man irgendwie die Tiere auseinander zu sortieren.

Dabei kamen sie auf vier Cluster:

  1. Die Mehrheit. Sie trainierten viel und sind mit ihrem Gewichtsverlust zufrieden.
  2. Die Instabilen. Sie berichteten am häufigsten von Schwierigkeiten und Depressionen.
  3. Die Ersterfolgreichen. Sie waren bereits beim ersten Versuch erfolgreich und berichteten von den geringsten Schwierigkeiten, das Gewicht zu halten.
  4. Die Nichttrainierer. Sie berichteten den geringsten Einsatz von Sport.

Zoomen wir zu den Instabilen hinein. Was ist das Besondere an Menschen, die einen hohen Gewichtsverlust halten können, dabei aber am unglücklichsten zu sein scheinen?

  • Sie hatten das höchste Maximalgewicht ihres Lebens (BMI von 44,7) und den höchsten BMI beim Eintritt in die Studie.
  • Sie hatten den höchsten Gewichtsverlust zu verzeichnen (Durchschnitt: 100,5lbs)
  • Sie hatten den höchsten Anteil von Mitgliedern die noch Gewicht verlieren wollten und die höchsten Anteil von Menschen, die mit dem Jojo-Effekt zu kämpfen hatten.
  • Sie berichteten am unwahrscheinlichsten, dass sie den Gewichtsverlust alleine vorgenommen haben. Sie nahmen am häufigsten die Hilfe von kommerziellen Abnehmprogrammen, Ärzten und Selbsthilfegruppen in Anspruch.
  • Sie berichteten am häufigsten vom Gebrauch von Diätpillen, Operationen, Diätprogrammen von Büchern und Zeitschriften und Hypnose.
  • Obwohl sie dem Training eine ähnlich hohe Bedeutung beigemessen haben wie der erste Cluster, haben diese nach eigenen Angaben weniger Trainingsumfang in ihrem Leben (2.492 vs. 2.854 kcal/Woche)
  • Sie berichtet am wenigsten davon, essen können, was sie wollen und berichteten am häufigsten den Konflikt zwischen der Ernährung und dem Gewichtsmanagement.

Geringe Selbstwirksamkeit und hohe Konflikte

Die Menschen des zweiten Clusters waren es, die am häufigsten fremde Hilfe in Anspruch genommen haben, so wie sie berichtet haben. Daraus ziehe ich die These, dass sie am häufigsten nach Methoden gesucht haben. Wenn ich mir die Landschaft der Fitness- und Diätwelt ansehe, stelle ich fest, dass besonders hier hauptsächlich mit Moralisierungstaktiken gearbeitet wird, wenn es um den nötigen Persönlichkeitswandel geht, der mit dem Gewichtsverlust einhergehen sollte. Disziplin und Wille werden hochgehalten, während Selbstreflexion und psychische Übungen völlig vernachlässigt werden.

Wenn ich das damit zusammenbringe, dass sie den höchsten Gewichtsverlust verzeichnet haben, stelle ich konsistent mit der These aus dem letzten Beitrag fest: Wenn Menschen abnehmen, entstehen Spannungen zwischen verschiedenen Glaubenssätzen. In dieser Studie sogar messbar: Die unglücklichsten Menschen hatten den größten Konflikt verschiedener Glaubenssätze (Hier als Konflikt zwischen Ernährungswünschen und dem Abnehmwunsch). Solche Konflikte sind eine der zentralen Ursachen für den Zustand des Unglücklichseins.

Wir sehen solche Konflikte auch in der Diskrepanz zwischen dem, was sie an Sport berichten und der Wichtigkeit, dem sie dem Sport beimessen.

Was heißt das nun? Ich kann an dieser Stelle nicht mehr als Folgendes sagen: Wer äußere Veränderung will, muss sich innerlich mindestens genauso verändern. Das gilt für jeden von uns.

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