Viel Schreiben, viel Forschen, wenig Training?

Hallo liebe Leute,

es ist mal wieder Zeit für ein kleines Update meines eigenen Lebenswandels. Meine Prioritäten haben ich aktuell stark in Richtung Schreiben und Forschen verschoben. Bewegung ist gerade relativ zu früher weniger wichtig in meinem Leben. Mein Trainingsprogramm sieht daher anders aus, als es früher der Fall war. Gehen wir die verschiedenen Punkte durch.

Die Wiederentdeckung einer alten Liebe, die vielleicht nie weg war

Ich habe viele Jahre LowTech-Training gemacht...Es war natürlich zum Teil aus meiner Situation heraus entstanden...Fitnessstudios waren für mich weder bezahlbar noch attraktiv...Als klassisch sozialisierter Boxer war Training mit der Langhantel für mich ein großes Gräuel und jede Berührung einer Gewichtsscheibe drohte mich langsamer zu machen...Eine Langhantel habe ich dann recht spät überhaupt in mein Training aufgenommen, aber ich wollte in einem Homegym trainieren...Eine große Inspiration war und ist für mich immer noch Ross Enamait...Seine Bücher gehörten zu den ersten Praxisbüchern über Training, die ich gelesen ...nd irgendwo verloren...) habe.

Der Einfluss von Menschen auf mein Training ist weniger technisch, als vielmehr spirituell. Natürlich spielen Trainingsmethoden immer auch eine Rolle und ich tendiere immer zu einer sehr technischen Trainingsplanung. Aber der spirituelle Gehalt war eindeutig das Leitmotiv meiner verschiedenen Trainingsphasen.

Ross Enamait ist einer von diesen Menschen. So habe ich eine Entscheidung getroffen: Ich habe mein Training wieder mit einfachen Mitteln von meinem Homegym aus gestaltet. Es gibt kaum etwas Geileres als eine Ecke in der Wohnung, ein Kellerraum oder die Garage in der eine wunderbare Mischung aus selbstgebastelten, alten und neuen Trainingsgeräten. Manche unnötig, manche verrückt und andere unauffällig gewöhnlich. Training hat für mich etwas mit meinem persönlichen Lebensraum zu tun. Es ist für mich weniger eine öffentliche als vielmehr eine private Angelegenheit.

Aber auch die Art des Trainings hat einen anderen Gehalt. Früher hatte ich beispielsweise einen schweren Baumstumpf. Den habe ich getragen, geworfen und gestemmt. Das Gefühl dieses Holzes macht etwas anderes als das Gefühl einer geeichten und für den Griff optimierten Handelstange. Es ist nicht nur technisch. Es geht nicht etwa um funktionale Kraft oder Rumpfstabilisation. Es ist eine Art des Lebens, die sich auch in diesem Bereich des Lebens widerspiegelt.

Das Schöne ist, dass ich dadurch an Zeit spare. In meinem Fall ist es nicht viel, weil mein Fitnessstudio 10 Gehminuten entfernt ist. Der subjektive Effekt ist größer. Es gibt einen Kontext weniger. Ich bin einfach, wo ich bin.

Trainingsplanung

Meine Trainingsplanung spiegelt meinen Schwerpunkt auf Schreiben und Forschung stärker wider. Mein Training sieht wie folgt aus:

Wochentag Morgens Mittags Abends
Mo Mobilität, Meditation Handstand, Unterkörperkraft Offen
Di Mobilität, Meditation Oberkörperkraft, Mobility Offen
Mi Mobilität, Spazieren Sprinten, SASS
Do Mobilität, Meditation Handstand, Unterkörperkraft Offen
Fr Mobilität, Meditation Oberkörperkraft, Mobility Offen
Sa Mobilität, Spazieren Sprinten, SASS
So

Oberflächlich scheint sich erstmal nicht viel geändert zu haben, außer vielleicht, dass es jetzt offene Stellen gibt. Aber die Änderungen sind recht groß:

  1. Die morgendliche Mobilisierung am Morgen dauert maximal 20 Minuten, die Meditation 15min. Das heißt, dass ich gewöhnlich in 30 Minuten mit meiner Morgenroutine fertig bin. Früher habe ich oft eine Stunde mit meiner Morgenroutine verbracht.
  2. Das Mittagstraining dauert unter einer Stunde.
  3. Am Abend werden ich zum Tagesabschluss 15--30 Minuten etwas machen.

Vor allem die abendliche Trainingseinheit ist jetzt manchmal sehr schnell gemacht.

Fokus und Rauschen

Einer der neuen Aspekte meines aktuellen Trainings ist der Unterschied zwischen einzelnen sehr genau geplanten Trainingseinheiten Mittags und offenen Trainingseinheiten Abends und intensiven Zwischenroutinen, die ich nach Gefühl mache.

Vor allem die offenen Einheiten Abends und auch die Zwischenroutinen sind neu für mich. Gewöhnlich habe ich alles ziemlich genau durchgeplant und immer sehr darauf geachtet, wie ich in allem meine Progressionen plane. Jetzt sehen meine Tage sehr unterschiedlich aus.

Die Zwischenroutinen sind manchmal nur 3--4 Minuten Arm-, Bein- und Rumpfschwünge, die mich zwar aus der Puste bringen, aber nicht sehr intensiv sind. Manchmal mache ich ein Tabata (Burpees, Bandsprints). Andere Male mache ich 2--3 Übungen im hohen Wiederholungsbereich, Schattenboxen oder Wirbelsäulenmobilität. Manchmal gebe ich mir Abends so richtig die Kante. Manchmal gehe ich einfach raus und gucke, was mir einfällt. Es gibt gewissermaßen ein unbeständiges Rauschen um meine Kerneinheit am Mittag, dass mal sehr intensiv ist und mal weniger intensiv.

Beispiel: Bewegung eines Fastentags

Das ist das gesamte absichtsvolle Bewegungsprogramm meines letzten Fastentags. Wenn ich mal 30 Minuten mit dem Rad irgendwohin fahre und mich beeile, gehört das nicht zum Bewegungsprogramm. Das heißt nur, dass ich lebe und irgendwohin möchte.

  1. 30 Minuten Spazieren.
  2. Jeweils bis kurz vorm Muskelversagen: Archer Push Up, Archer Rudern in Ringen, Boxpistols, 1min auf der Stelle laufen.
  3. 1min Burpees, 1min Rudern in Ringen, 1min stehende Rumpfrotation (explosiv).
  4. Jeweils bis kurz vorm Muskelversagen: Versetzte und gesprungene Liegestütz, versetztes Rudern Ringen, Gesprungene Kniebeuge.
  5. Scheibenwürfe + Laufen auf der Stelle (ca. 5min).
  6. Schwungroutinen und Skippings (ca. 5min).
  7. 4 Minuten Schattenboxen (schnell).
  8. 25 Minuten Sprinten + 20 Minuten Spazieren.
  9. 25 Minuten Straight Arm Strength.
  10. 10 Minuten Mobilität.

Ernährung

An meiner Ernährung hat sich wenig geändert. Ich esse nach wie vor zwei Mahlzeiten. Eine Mittags und eine am Abend. Mittwoch und Samstag sind weiterhin meine Fastentage. Da esse ich nur einmal. Manchmal esse ich auch an meinen Nichtfastentagen nur eine (große) Mahlzeit, vor allem, wenn ich nicht (allzu) viel trainiert habe. Sonntags ist mein freier Tag, an dem ich auch ein paar ungesündere Dinge esse. Viel davon ist aber auch einfach nur selbstgemachtes Buchweizen-Bananen-Brot mit Aufschnitt aus der Region. Prinzipiell esse ich weiterhin relativ LowCarb.

Mit den intensiven Zwischenroutinen ist die Intensität des Fastens nochmal eine Ecke höher. Das akkumulierte Energiedefizit, dass ich bis zu meiner ersten Mahlzeit aufgebaut habe, ist größer. Auch die Menge der bis dahin produzieren und benötigten Stresshormone ist höher. Das macht mir nichts, weil ich ziemlich stressresistent bin.

An Supplementen nehme ich regelmäßig nur Kreatin. Aktuell spiele ich etwas mit Ginkgo und Ginseng herum. Nichts Aufregendes.

Beispielernährung

  1. Nachdem Training: 300g Himbeeren mit 50g Schokolade (85%)
  2. Mittags: Eier und Gemüse
  3. Abends: Hack mit Leber und Gemüse, mit Käse überbacken

Mehr kann ich zu Ernährung kaum schreiben. Der Weg zu meiner Ernährung war lang, kompliziert und natürlich habe ich viele Sachen ausprobiert. Aber schlussendlich bin ich am Ziel angelangt. Ich weiß nach Gefühl, was ich wann und in welchen Mengen essen muss, damit mein Leben funktioniert. Es liegt eine große Einfachheit in meiner persönlichen Ernährung, die eines der Ziele sein sollte, wenn Ernährung nicht im Fokus des Lebens stehen sollte. Dabei hängt dies natürlich von den Kapazitäten ab. Wenn einem die Erfahrung und das Körpergefühl fehlt, dann kann es sein, dass man streng mit sich sein muss, will man denn seine Ziele erreichen.

Wenn du meine Beispiele über eine längere Zeit verfolgt hast, wirst du auch feststellen, dass ich eine Ecke weniger esse als früher. Das liegt daran, dass mein Körper nicht mehr so umfassenden strukturellen Veränderungen unterliegt.

Schreiben und Forschen

Die Rohfassung der Morgenroutine ist fertig. Nun muss ich nur noch die offenen Fäden, die ich hinterlassen habe, festbinden. Die nachfolgende Überarbeitung macht die Rohfassung dann zum ersten Manuskriptentwurf. Anschließend beginnt die Alpha- und Betaphase. Die Beta-Leser erhalten dann die Gelegenheit an einem Tagesworkshop teilzunehmen, in dem ich alle Inhalte der Morgenroutine vertiefen werde. Wer als Beta-Leser teilhaben will, muss sich auf dem Newsletter eintragen. Dort werde ich dann die Betaphase ankündigen. Ich werde die Morgenroutine noch dieses Jahr fertigstellen.

Anschließend werde ich einen Kurs zur Zettelkastenmethode gestalten. Wer sich für wissenschaftliches Arbeiten interessiert, kann sich dazu auf Zettelkasten.de ein paar Dinge durchlesen.

Doch wenn diese beiden Projekte abgeschlossen sind, stellt sich mir die Frage, was als nächstes kommt. Ich bin mir noch nicht sicher, welchem Projekt ich dann die Priorität geben werde. Das Lebenswandelsprojekt hat mindestens die folgenden Bände:

  1. Reflexion und Analyse. Das ist die Einleitung und die Grundlagenschaffung für die nachfolgenden Bände. Mit den Buch lernt man viel über seinen Lebenswandel und kann die wichtigsten Gewohnheiten als Infrastruktur in seinem Leben aufbauen. (bereits veröffentlicht)
  2. Ernährung und Fasten. Qualität, Menge, Typ und zeitliche Struktur der Nahrungsaufnahme.
  3. Bewegung und Mobilität. Der Körper in Bewegung und als biologische Ursache von mechanischer Kraft.
  4. Kognition und Ruhe. Geistiger Anabolismus und Katabolismus. Meditation, Flow, Reflexion, Muße, Stress, Sozialleben.
  5. Selbstentwicklung. Über die Selbstverursachung des Selbst. Kausalitäten und Methoden.

Das sind weitgehend die Kernwerke des Projekts. Die Morgenroutine ist ein Spezialband, von denen es noch einige geben könnte. Es sind praktische Ergänzungen zu den Kernbänden.

Quer dazu stehen noch eine Reihe von Themen wie etwa die metabolische Flexibilität, Kältetraining und noch einige mehr. Ich habe bei ihnen das Problem, dass hier viele verschiedene Aspekte zusammenkommen. Die metabolische Flexibilität steht als Konzept genau auf der Grenze zwischen Ernährung, Fasten und Bewegung.

Parallel dazu läuft meine Forschungsarbeit, die sich von Spezifika wie FGF21 (Fasten, Training, gefastetes Training, Proteinfasten) oder der Neurologie von Aufmerksamkeit (Meditation, Konzentration, Flow, Sinn) bis hin zu abstrakten Rahmenmodellen erstreckt. Gerade Letzteres ist hochanstrengende Arbeit für mich. Eines dieser Rahmenmodelle ist eine Art Metamodell aus der Feldtheorie Kurt Lewins, Jordan Petersons Map of Meaning, Csikszentmihalyis Flowmodell und Ericssons Arbeit zu Deliberate Practice. Das heißt für mich, dass ich mich kognitiv extrem in alle Richtung dehnen muss, denn ich muss mich über verschiedene Disziplinen und Denkensschulen spannen.

Diese Rahmenmodelle dienen dazu, verstreutes Wissen zu vereinheitlichen und seine zu Grunde liegenden Prinzipien aufzudecken. Ich will nicht jahrelang an etwas arbeiten, nur um dann festzustellen, dass ich mich so verkompliziere, dass man genauso viel Zeit zum Verstehen braucht wie ich zum Produzieren. Ich will diesen großen Wissenskörper einschmelzen und auf eine Form bringen, die möglichst vielen Menschen zugänglich ist. Das heißt, dass mein Anspruch ist, dass ich Texte produziere, die mit wissenschaftlichem Anspruch von möglichst jedem verstanden werden können.

Für die Voyeure: So sehe ich aktuell aus.