Bewegungsprinzip funktionale Flaschenhälse
Es gibt Funktionen des Körpers, die in weiten Bereichen in Sport und Alltag Flaschenhälse sind. Ein prominentes Beispiel ist die Griffkraft. Es gibt nur sehr wenige Sportarten oder Alltagsbelastungen, in denen Griffkraft nicht eine entscheidende Rolle spielt, wenn wir Menschen körperlich gefordert werden.
In der Auswahl der Übungen im Sinne des funktionalen Trainings haben wir die Möglichkeit Übungen so auszuwählen, dass eben diese Flaschenhälse besonders gefordert sind.
Praktisches Beispiel: Wir können die Intensität von Liegestütz auf mindestens zwei Weisen erhöhen: Wir können Zusatzgewicht in Form eines Rucksacks anlegen oder wir können in Richtung der Progressionen für den einarmigen Liegestütz gehen.
Denken wir rein im ersten Bewegungskreis "Fitness", ist es rational, wenn wir uns für den Liegestütz mit Zusatzgewicht entscheiden. Schließlich können wir so in geringen Steigerungen die Intensität in kleinen Schritten steuern. Außerdem können wir uns auf das "eigentliche" Ziel bei der Übung konzentrieren: Das Drücken.
Denken wir jedoch funktional, können wir dafür argumentieren, dass Balance und Antirotation (um die Schultern so parallel wie möglich zu halten) beim einarmigen Liegestütz äußerst wichtige funktionale Flaschenhälse sind. In vielen Anforderungen in Sport und Alltag sind diese gefordert und daher können wir mit dem einarmigen Liegestütz neben dem Drücken auch weitere funktionale Aspekte trainieren.
Wenden wir dieses Prinzip systematisch an, wird unsere Bewegungspraktik insofern funktionaler, als dass die Flaschenhälse in Sport und Alltag in unserem Training besonders gefordert werden.
Offen bleibt, was das beste Vorgehen ist, um die körperlichen Funktionen ingesamt zu erhöhen. Entweder wir konzentrieren uns auf die einzelnen Funktionen. Dann würden wir im Falle des obigen Beispiels erschwerte Liegestütz und einarmige Planks trainieren. Oder wir durchlaufen die Progressionen für den einarmigen Liegestütz und halten uns offen, ob wir isoliertes Training für den jeweiligen Flaschenhals hinzuaddieren.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es sich im Falle des Liegestütz lohnt, die einarmigen Varianten zu erlernen. Man spart nicht nur Zeit. Man trainiert auch das, was zwischen den "Zeilen" steht.
Das Prinzip des funktionalen Flaschenhalses hat seine Entsprechung zu dem, was Ido Portal als Türen und Fenster der Bewegung bezeichnet. Während die Türen Bewegungsfertigkeiten sind, die beim Erlangen (im Ergebnis und/oder Prozess) andere Fertigkeiten verfügbar(er) machen, sind funktionale Flaschenhälse Teilfunktionen vieler Bewegungen in Sport und Alltag und weisen daher das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis auf.