Meditation auf Zeit und keine Esoterik

Mir scheint, dass Meditation allzu häufig in einen Wischiwaschi-Bereich geschoben wird. Es wird und werden viel Zeit und viele Worte dafür vergeudet, bei denen man über die Natur des Selbst philosophiert, sich in fehlerhaften Übersetzungen buddhistischer Texte verliert und versucht das zu imitieren, was vielleicht nur im Kontext eines abgeschiedenen Klosters praktikabel ist.

Auf einen Menschen zu hören, einen angeblichen Meister der Meditation, der sein Leben dem Nichtstun gewidmet hat, ist in etwa so, als würde man versuchen dem Rat von Rich Froning zu hören, um etwas für die Fitness zu tun. Etwas, das im Kontext eines hochfokussierten Lebenswandel funktioniert, funktioniert noch lange nicht als isoliertes Werkzeug. Das heißt nicht, dass man gar nicht auf diese Menschen hören sollte. Aber man muss zwangsläufig eine Übersetzungsleistung erbringen, will man solche Ratschläge für sich nutzbar machen.

Eine einfache Übung, die für ca. ein Jahr sehr produktiv für mich war, hat nichts irgendwelchen esoterischen Sphären zu tun: Ich wusste, wie es sich anfühlt, wie ich einen bestimmten Zustand der inneren Leere komme. Ich war nur noch nicht in der Lage, diesen Zustand lange zu halten. Also habe ich genau das trainiert. Ich habe auf Zeit meditiert. Ich habe meinen Kopf beruhigt, die Stoppuhr laufen lassen und die Zeit gemessen, die ich in diesem Zustand innerer Stille verharren konnte. Ich habe gewissermaßen eine Art Einsatztraining bis zum Versagen gemacht.

Das habe ich bis zu einem Punkt gemacht, an dem ich begonnen habe, meinen Körper zu verlassen. Bitte was, fragst du jetzt. Warum doch schon wieder so ein esoterisches Zeug? Ich behaupte nicht, dass ich wirklich meinen Körper verlassen habe. Ich hatte den Eindruck, als schwebte ich über meinem Körper und blickte in mein Zimmer. Die Bettoberfläche verwandelte sich in eine Art hyperelastisches Gummi, dass meinen Körper einsinken ließ. Mein Ich blieb aber an Ort und stelle. So verließ eher mein Körper mich als ich meinen Körper. Was höchstwahrscheinlich geschehen ist: Mein Gehirn hat ungewöhnliche Sinnesdaten durch die sehr hohe Stille fehlinterpretiert und so hatte ich einen entsprechenden Eindruck.

Also: Eine ganz einfache Übung für die sogenannte Erleuchtung. Sich beruhigen, Stoppuhr starten und solange Ruhe bewahren, wie man kann. Ans Limit gehen!

Und zum Abschluss: Glaub nicht diesen Bockmist mit der Erleuchtung. Ich hatte sicher 60--80 Erleuchtungen während meiner Meditationen. Ich habe meinen Körper verlassen, habe keinen Unterschied mehr zwischen mir und der Welt gespürt, eine sehr deutliche Präsenz von etwas gespürt und es hat ein kleines Männchen auf meinem Körper aus Glas getanzt (keine Rhetorik! Mein wirklicher Eindruck). Ich denke nicht, dass ich tatsächlich erleuchtet bin und wer sich meine Videos auf YouTube ansieht, wird sicherlich diesen Eindruck bestätigen.

Fallt nicht auf andächtig redende Gurus herein, die vor allem wortgewandt sind und bloß mutig, so einen Unsinn zu reden.