Die drei Stooges der Ernährungsumstellung
Zusammenfassung: Ernährung ist eine Sache, ein Verhalten und Produkt unserer Glaubenssätze. Ein gutes Ernährungskonzept bietet Lösungen in allen drei Bereichen. Der effektivste nächste Schritt hat vielleicht nur etwas damit zu tun, was wir von der Ernährung halten.
Süße Hunde kommen immer gut.
In diesem Beitrag stelle ich die Säulen von Improved Eating vor.
- Die Sachfrage der Ernährung
- Die Verhaltenstechniken
- Die Glaubenssätze
Die Sachfrage der Ernährung
Das ist der klassischste Punkt. Schließlich ist die erste Frage "Was ist denn nun das richtige Essen?". Für das Buch habe ich diese Frage um zwei weitere ergänzt, so dass ich so alle Aspekte der Sache Gute Ernährung beleuchte:
- Was soll ich essen?
- Wann soll ich essen?
- Wieviel soll ich essen?
Mir geht es dabei um Vollständigkeit. Ich ordne mich dabei keinem Paradigma wie etwa der Steinzeiternährung oder der ketogenen Ernährung zu. Der erste Schritt eine Ernährung zu verbessern ist wahrscheinlich gemäß einer Steinzeiternährung zu essen. Ich empfehle dies aber nicht, weil ich denke, dass die Argumentation hinter der Steinzeiternährung so vernünftig ist.
Die Steinzeiternährung ist lediglich ein Etikett, dass viele kennen, die sich überhaupt mit Ernährung beschäftigt haben. Wenn sich mein Gegenüber nicht mit Ernährung beschäftigt hat oder sich verloren fühlt, dann ist die Steinzeiternährung in einfachen Begriffen und Konzepten zu erklären. Das erleichtert mir nicht nur die Arbeit. Es reduziert auch mögliche Unklarheiten für denjenigen, der die Ernährung umstellen will. In vielen Fällen nehmen die Leute dann zu viel oder zu wenig Kohlenhydrate zu sich. Noch häufiger nehmen sie wenig Fett zu sich.
Das ist am Anfang aber nicht wichtig. Ich suche nach dem ersten Schritt, der die meisten Veränderungen mit möglichst wenig Aufwand hervorruft. In einem Fall habe ich als einzige Empfehlung gesagt, dass sie für 30 Tage (eine bekannte Zahl, wenn es um Gewohnheitsveränderung geht) jeden Tag vorkochen soll. Ich habe gar nicht erst über andere Dinge gesprochen.
Das führt uns zur nächsten Säule, denn auf diese war dieser Ratschlag gerichtet.
Verhaltenstechniken
Unter diesem Punkt sind zwei Dinge zusammengefasst:
- Techniken im handwerklichen Sinne
- Verhaltenstraining
Meiner Erfahrung nach sind die meisten Leute keine Nerds. Das ist eigentlich schade, weil Nerds sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie für praktische Probleme kreative Lösungen suchen. Erschreckend viele Leute kommen gar nicht auf die Idee, dass Vorkochen eigentlich keine Zeit in Anspruch nimmt, solange man sein Essen ohnehin selbst zubereitet. Man kocht schlicht die doppelte Menge und packt die Hälfte des Essens in eine Frischhaltedose. Das kostet keinen Mehraufwand. Doch in der Vorstellung ist das Vorkochen ein Extra-Aufwand - unabhängig davon, ob die Person ohnehin schon kocht.
Auf der einen Seite gibt es komplexe Dinge, wie Zeitmanagement und Einkaufsplanung. Auf der anderen Seite stehen dagegen sehr einfache Probleme wie die Frage nach der schnellsten Art eine Paprika zu schneiden.
Während ich den meisten Menschen zutraue mit einer suboptimalen Paprikaschneidetechnik eine gute Ernährung dauerhaft in ihr Leben zu integrieren, sieht es bei Problemen der Einkaufsplanung und des Zeitmanagement anders aus. Wenn es hier fehlt, dann ist es schwer die Ernährung dauerhaft umzustellen.
Ein gutes Ernährungskonzept muss auch diesen Problemen mit Lösungen begegnen. Auch in der eigentlichen Sache der guten Ernährung muss man das berücksichtigen.
Dass die erste Veränderung die Hinwendung zur Steinzeiternährung sein sollte, ist von mir oft ein strategisch gewählter Schritt. Er ist schon kompliziert genug, aber man kann sich noch sehr gut auf seine Intuition verlassen. Vor allem bedeutet er aber, dass man sich keine neuen und oft unbekannten Verhaltensweisen aneignen muss.
Einer der schlechteren ersten Schritte wäre eine LowCarb-Ernährung mit einem täglichen Kohlenhydratlimit. Das setzt voraus, dass man entweder schriftlich oder noch schlimmer im Kopf festhält, wieviele Kohlenhydrate man bereits gegessen hat. Dazu muss man sich aneignen, welche Lebensmittel wieviele Kohlenhydrate beinhalten. Das sind zwei Voraussetzungen, welche die Ernährung als Dauerthema im Verstand halten. Ich kenne nicht wenige, bei denen das wie im Schlaf funktioniert. Diese sind aber in allen Fällen passionierte Bodybuilder. Diese greifen auf einen ganz anderen Satz an Verhaltenstechniken und Glaubenssätzen zurück.
Unter den Punkt Verhaltenstraining fallen die Methoden und Strategien das Verhalten als dauerhafte Lösung in das Leben zu integrieren.
Jemand, der viele Jahre zuvor sich mit Fast Food vollgestopft hat, kann keine moderaten ersten Schritt wagen. Er kann es sich nicht leisten auch mal eine Ausnahme zu machen. Der Rückfall in alte Gewohnheiten ist am Anfang der Umstellung schon fast garantiert, wenn man schon hier Ausnahmen zulässt.
Die beliebte Methode ein Verhalten für mindestens 30 Tage einzuführen, egal wie man sich dabei fühlt oder wo die Schwierigkeiten sind, darf keine Ausnahmen beinhalten. Deswegen sollte man am Anfang keinen Schummeltag zulassen, wenn man das Verhalten dauerhaft einführen will.
Ausnahmen, schwache Momente, außergewöhnliche Ereignisse wie Urlaub und co belasten die alten Gewohnheiten. Viele finden dann nicht mehr in eine gute Ernährung hinein. Das führt uns zum letzten und grundsätzlichsten Punkt:
Die Glaubenssätze
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass jedes Verhalten nur über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden kann, wenn es sich mit unseren Glaubenssätzen vereinbaren lässt.
Wenn jemand glaubt, dass das Leben nicht kontrolliert werden sollte, dass Spontanität und das Leben im Moment grundsätzliche Lebensqualität bedeuten, der bricht alle Ernährungsformen ab, die irgendeine Form von Kalorienzählen oder Tagesstruktur beinhalten. Absolute Restriktionen wie keine Getreideprodukte zu essen wird er auch nicht einhalten.
Einem überzeugten Veganer könnte man noch so viel erklären, welchen praktischen Vorteil es hat, wenn man Quark einfach mitnehmen kann und nicht vorbereiten muss. Er wird das niemals als Lösung in Betracht ziehen.
Die meisten Menschen können zum Beispiel nicht absehen, wie gut sie sich mit dieser oder jener Ernährung fühlen. Für sie bedeutet eine Ernährungsumstellung erstmal der Wegfall des Genusses. Manche essen aus Langeweile und werden durch eine Ernährungumstellung mit diesem Missstand ihres Lebens konfrontiert. Das heißt, dass sie sich im Moment der Ernährungsumstellung im Widerspruch zu ihren Glaubenssätzen befinden. Eine Ernährungsumstellung bedeutet hier, dass die Leute Probleme erschaffen, für die sie eigentlich schon Lösungsstrategien entwickelt haben. Für das Gehirn heißt das, dass man ihm Lösungsstrategien wegnimmt.
Aus den USA schwappt gerade der Trend rüber, dass Ernährungsberatern und Personaltrainer schweren Klienten kündigen. "Fire your clients!" ist die geflügelte Phrase für diese neue Technik.
Ich glaube, dass das ein falscher Trend ist. Die meisten Menschen, die sich für eine Arbeit in dieser Branche entschieden haben, vergessen Folgendes: Sie lieben es zu trainieren und lieben es sich auf eine bestimmte Art zu ernähren. Sie können sich das Label "Ich bin diszipliniert." anstecken und das bedeutet ihnen mehr als die Entspannung auf der Couch oder das Snickers während der Arbeit.
Doch ist man als Trainer und Ernährungsberater nicht oft mit gleichgesinnten Menschen konfrontiert. In vielen Fällen brauchen gerade diejenigen Hilfe, die völlig andere Glaubenssätze haben. Sie wollen mit wenig Aufwand einen hohen Nutzen haben.
Ich verstehe diese Denke nur zu gut. Ich kann nicht verstehen, warum man es nicht irgendwie geil findet, wenn man ausbelastende Intervalle mit Gasmaske zur Atembeschwerung macht.
Ein gutes Ernährungskonzept muss aber mitberücksichtigen, dass jeder Mensch verschiedene Glaubenssätze hat. Es gibt verschiedene typische Glaubenssätze, die jemanden an einer robusten Gesundheit hindern. Das will ich in Improved Eating berücksichtigen.
Praxisbezug
Ernährung ist in letzter Hinsicht Produkt unseres Verhaltens. Diese drei Säulen von Improved Eating sind eines der Mittel um den effektivsten nächsten Schritt in der Ernährungsfrage herauszufinden. Der eine hat vielleicht Heißhungerattacken, weil er zu wenig Kohlenhydrate isst, hat der andere Heißhungerattacken, weil er sich mit Essen während der langweiligen Arbeit beschäftigt. Der nächste effektive Schritt in der Ernährungsumstellung ist bei beiden unterschiedlich. Wenn du dein eigener Ernährungscoach sein musst, dann ist es umso wichtiger, dass du solche Entscheidungen weise triffst.
Fragen
- Was ist der Flaschenhals deiner Ernährung?
- Was ist dein nächster effektiver Schritt?
Bilder
Photo Credit: Beverly & Pack via Compfight cc