Gesundheit vs Fitness: Keith Norris Modell

Zusammenfassung: Das Gesundheits-Peformanz-Modell von Keith Norris bringt Gesundheit und Fitness ins Verhältnis. Es ist ein nützliches Modell, an welchem man lernen kann, auch wenn es seine Schwächen hat.

Gesundheit und Fitness vereint

Üblicher Weise werden drei Ziele einer guten Ernährung angegeben:

  1. Gesundheit als Gegenbegriff zur Krankheit.[^201310251028]
  2. Fitness als Fähigkeit körperliche Herausforderungen bestehen zu können.
  3. Aussehen als Fähigkeit sozialen und selbstgewählten Schönheitsidealen zu entsprechen.

Das Aussehen will ich an dieser Stelle ausklammern und mich auf das Verhältnis von Gesundheit und Fitness (nachfolgend Performanz genannt) beschränken. Keith Norris bietet hier ein Modell an.

Es betrachtet den Effekt von Training auf Gesundheit und Performanz. An den Zielen berühren sich Ernährung und Training, so dass man beide Seiten und ihren Einfluss verstehen sollte, wenn man mindestens eines der beiden Ziele erreichen will.

Gesundheits-Performanz-Modell nach Norris

Adaptiert nach http://ancestralmomentum.com/2011/05/chasing-performance-at-the-expense-of-health/

Zur Erklärung der Punkte

Punkt A:
Bis zu diesem Punkt verbessern Trainingsmaßnahmen sowohl die Gesundheit als auch die Performanz. An dieser Stelle messen wir die Gesundheit als Blutwerte, Blutdruck, Entzündungsmarker, Häufigkeit von Krankheit und Ähnliches. Subjektive Messungen beinhalten Energielevel über den Tag, allgemeines Wohlbefinden, Konzentrationsfähigkeit und Ähnliches.

Punkt B:
Ab dem Punkt A ist aller Nutzen für die Gesundheit ausgeschöpft. Bis zum Punkt B kann man ohne Einschränkung der Gesundheit die Performanz erhöhen. Man kann stärker, schneller und ausdauernder werden, ohne dass man nennenswerte Überlastungserscheinungen hat.

Bereich C:
Ab dem Punkt B kann man die Performanz nur auf Kosten der Gesundheit erhöhen. Wie diese Kosten aussehen ist dabei nicht gesagt. Diese Kosten können sein:

  • Überlastungserscheinungen, wenn man die Regenerationsfähigkeit des Körpers überschreitet.
  • Man erhöht das Risiko einer Verletzung durch erhöhte Vulnerabilität (Verletzbarkeit) des Gewebes. Auch hier hat man seine Regenerationsfähigkeit überschreiten müssen, um sich diesem Risiko auszusetzen.
  • Der Körper zeigt Stressreaktionen wie Übertraining in Folge mangelnder psychischer Regeneration.

Stärken des Modells

Ich sehe vor allem folgende Stärken des Modells

  • Das Modell ermöglicht eine klare Formulierung von Zielen. Es gibt drei Punkte und Bereiche, in welchen wir uns bewegen können.
    1. Wollen wir das Nötigste tun um unsere Gesundheit zu befördern und haben darüber hinaus keinerlei körperlichen Ansprüche an uns selbst? Dann sollten wir so viel Zeit in das Training investieren, dass wir uns am Punkt A befinden.
    2. Wollen wir unser körperliches Potential ausschöpfen und darüber hinaus keine Einschränkungen in unserer Gesundheit haben? Dann sollten wir so viel Zeit und Energie in das Training investieren, dass wir uns am Punkt B befinden.
    3. Sind wir Leistungssportler, die bereit sind alles für unsere Ziele zu opfern? Dann willkommen im Land C. Gesundheit wird ein Faktor, den es zu berücksichtigen gilt, aber man wird auch Entscheidungen treffen, die gut für die Performanz und schlecht für die Gesundheit sind.
  • Das Modell unterscheidet zwischen Gesundheit und Performanz. So spiegelt es auch verschiedene Messmethoden wieder. Auf der einen Seite haben wir Blutwerte, Knochendichte und Ähnliches als Marker für Gesundheit. Auf der anderen Seite haben wir Sprintzeiten, Kraftrekorde und Ähnliches als unsere Messinstrumente für Ausdauer, Schnelligkeit und Kraft.

Schwächen des Modells

Die Schwächen des Modells disqualifizieren es jedoch als zentrales Modell für Improved Eating

  • Das Modell unterscheidet zwischen Gesundheit und Performanz. Dieser Punkt ist gleichzeitig auch eine Schwäche des Modells. Bis zum Punkt A ist es sinnvoll schlicht die Performanz zu messen. Wir werden genau in dem Maße gesünder, in welchem wir auch stärker, schneller und ausdauernder werden. Für viele Menschen, die vor allem an ihrer Gesundheit interessiert sind, bedeutet dieses Modell eine künstliche Trennung von Dingen, die in der Praxis identisch sind. Gesundheit ist für sie Performanz.
  • Das Modell verschleiert das eigentliche Ziel: Lebensqualität. Jeder hat einen anderen Anspruch an das Leben. Jemand, der Raubbau an seinem Körper betreibt, ist unter Umständen glücklicher, als jemand der sich bester Gesundheit erfreut, aber damit nichts anzufangen weiß. Wir können die beiden Aspekte nur in dem Maße erfahren, in welchem wir durch sie glücklicher werden. Eigentlich sind uns Knochendichte und Ausdauer egal. Vielmehr wollen wir mit unseren Enkeln auf einen Baum klettern und ihnen nachlaufen können, ohne ständig Angst vor einem asthmatischen Anfall oder einem gebrochenen Oberschenkel zu haben. Gesundheit reicht nicht für Lebensqualität hin. Auch und gerade die Performanz ist wichtig diese zu verbessern.
  • Es ist unklar, wann man die Punkte erreicht hat. Knochendichte lässt sich gut messen, doch ab welchem Wert überschreite ich den Punkt A? Ab wann ist Knochendichte nicht mehr relevant? Ist dieses Modell ein gute Zusammenfassung aller Gesundheits- und Performanzmarker? Vielleicht gilt diese Kurve für einige Werte und für andere nicht?

Was kann ich daraus lernen?

Dies ist die grundsätzliche Haltung von Improved Eating. Ich ziehe folgende Schlüsse aus dem Modell und der Beschäftigung mit diesem:

  1. Das Modell soll eine klare Formulierung von Zielen ermöglichen. Der Frage Was möchte ich? sollte man mit einer klaren Antwort begegnen können.
  2. Das Erreichen dieser Ziele sollte überprüfbar sein. Die Karte auf der Reise, wo auch immer sie hingeht, muss lesbar sein.
  3. Es muss klar sein, warum bestimmte Punkte am Modell überhaupt für uns wichtig sind. Wenn ein Modell nicht relevant ist, verbleibt es als theoretische Spielerei.
  4. Improved Eating kann seinen Ansprüchen nur gerecht werden, wenn es über das gesamte Spektrum von A nach C Anleitung zu Ernährungsentscheidungen bietet.

Abschlussbemerkungen

Das ist der erste Beitrag dieser Art. Ich bin der Ansicht, dass man ohne Sport und Training nur einen Bruchteil seines körperlichen Potentials ausschöpfen kann, sei es sportlich oder gesundheitlich. Das heißt, dass man beide Aspekte verstehen und in einen Zusammenhang bringen sollte. Solche Modelle bieten durch ihre Abstraktion die Möglichkeit die Vogelperspektive einzunehmen, so dass man Informationen in ein umfassenderes Bild integrieren kann. Wie immer geht es darum: Was kann ich daraus lernen?

Fragen

  • In welchem Verhältnis siehst du Gesundheit und Fitness?
  • Was siehst du als Lebensqualität an? Was davon ist eher der Gesundheit und was eher der Fitness zuzuordnen?
  • Welche Rolle spielt deine Ernährung in diesem Zusammenhang?

Bilder

Photo Credit: Tambako the Jaguar via Compfight cc