Steinzeiternährung, intermittierendes Fasten und Training

Zusammenfassung: Steinzeiternährung ist mehr als nur eine Auswahl von Nahrungsmitteln. Aus der Notwendigkeit zu Jagen und zu Sammeln ergibt sich die Forderung nach Nahrungsmittelauswahl, intermittierendem Fasten und Training.

Was genau ist die Steinzeiternährung eigentlich? Sehen wir uns dazu das Argument der Steinzeiternährung an:

(1) Wir sind genetisch für eine Steinzeiternährung angelegt.
(2) Die gute Ernährung ist diejenige, für die wir genetisch hin angelegt sind.
(3) Also: Eine Steinzeiternährung ist die gute Ernährung

Dieses Argument enthält noch erhebliche Mängel, auf die ich in späteren Beitragen eingehen werde. Weil es aber in dieser Form immer wieder auftaucht, werde ich es für diesen Beitrag benutzen.

Ein zentraler Begriff ist die genetische Anlage. Genetisch für etwas angelegt zu sein bedeutet, eine gewisse Eignung für eine Umwelt zu haben. Das heißt, dass der Begriff der genetischen Eignung auf einen Kontext abzielt. Wir können nur von genetischer Eignung eines Lebewesens sprechen, wenn wir dabei immer einen Kontext, eine Umwelt, mitführen.

So verläuft dann auch die übliche Redeweise, wenn ein Befürworter der Steinzeiternährung von der Richtigkeit seiner Annahmen überzeugen will: Wir sind für ein Leben in der Steinzeit angelegt. Wenn wir diesen Kontext verlassen, stehen uns gesundheitliche Probleme bevor. Diese Probleme werden dann Zivilisationskrankheiten genannt, weil wir unsere angestammte Umwelt verlassen und uns in die Zivilisation begeben haben. So ist die Schlussfolgerung nach der Grundhaltung der Steinzeiternährung: Begib' dich zurück in deinen alten Kontext. Deine Gene werden wieder in einen korrekten Zusammenhang gebracht, so dass die Probleme verschwinden.

Wer an diesem Punkt überzeugt ist, wird nun fragen: Was soll ich essen?

Gemäß des üblichen Verständnisses der Steinzeiternährung ergibt sich dann folgende Liste:

• Fleisch
• Fisch
• Eier
• Gemüse
• Obst
• Nüsse & Samen

Im Groben ist das die Liste, obwohl man nun noch einige Detailinformationen anfügen kann. Die Jaminets¹ empfehlen beispielsweise in ihrem Buch The Perfect Health Diet eine Nahrungsverteilung von:

1. 65% des Nahrungsgewichts in Pflanzen
2. 35% des Nahrungsgewichts in Fleisch, Fett und Öl

An diesem Punkt hören leider viele auf. Für sie bleibt die Steinzeiternährung lediglich eine Zusammenschau von erlaubten und verbotenen Lebensmitteln.

Was, wann, warum?

Kann sich die Steinzeiternährung nur in der Frage "Was soll ich essen?" erschließen? Nicht, wenn wir uns an das obige Argument halten. Es geht um eine genetische Eignung für eine bestimmte Umwelt. Um die genetische Eignung und damit auch das Wesen der Steinzeiternährung vollständig zu verstehen muss man alle Aspekte der Umwelt berücksichtigen. Die Nahrungsauswahl ist nur ein Aspekt davon. Wie im Buch Improved Eating orientiere ich mich hier an den folgenden Fragen:

• Was soll ich essen?
• Wann soll ich essen?
• Wie viel soll ich essen?

Um das Konzept der Steinzeiternährung zu verstehen darf man sich nicht auf nur auf die Beantwortung der ersten Frage beschränken. Hier sehe ich eine große Lücke bei vielen Menschen, welche sich nach einer Steinzeiternährung ernähren wollen. Meiner Erfahrung nach blenden viele die beiden letzten Fragen aus.

Wann soll ich essen? Intermittierend!

Die meisten würden spontan antworten: "Ich esse, wenn ich Hunger habe." Dann bereiten wir unser Essen zu und essen das eben.

Wie war das in der Steinzeit? Dort musste man jagen und sammeln. So begründet man in der Gemeinde der Steinzeiternährenden schließlich die Lebensmittelauswahl. Doch das jagen und sammeln selbst, wird anscheinend in aller Regelmäßigkeit ausgeblendet.

Im Kontext der Steinzeiternährung führte der Hunger nicht direkt zum Essen. Wir mussten damals immer den Umweg über die Anstrengung nehmen. Das Essen musste erstmal besorgt werden. Auch das gehört zur Steinzeiternährung.

Das bedeutet: Jemand, der sich nur die Nahrungsmittelauswahl der Steinzeiternährung zu eigen macht, aber ansonsten das typische sesshafte Leben unser Wohlstandsgesellschaft führt, ernährt sich nur in einem Teilaspekt gemäß der Steinzeiternährung.

Will man sich in dieser Hinsicht der steinzeitlichen Ernährung annähern, gilt es zwei Dinge zu beachten:

1. Vor der Nahrungsaufnahme sollte eine Phase des Hungers kommen. Während dieser Phase solltest du dich wach und energetisch fühlen. Du solltest dich bereit fühlen dich anzustrengen. Für eine genauere Erläuterung siehe folgenden Artikel: Die wahre Natur des Hungers
2. Vor der Nahrungsaufnahme solltest du dich körperlich angestrengt haben.

Beides sind wichtige Aspekt der Steinzeiternährung. Wir sind nicht nur für eine bestimmte Nahrungsauswahl angelegt. Auch bestimmte Phasen von Hunger und Nahrungsaufnahme sind Teil der Steinzeiternährung.

Beides funktioniert nicht, wenn wir metabolisch nicht im Gleichgewicht sind. Siehe dazu auch: Intermittent Fasting and Leptin von Jack Kruse

Diesen Zusammenhang können wir in zwei Richtungen ausnutzen. Auf der einen Seite sind diese beiden Aspekte der Ernährung wichtige Methoden um das metabolische Gleichgewicht zu erlangen und erhalten. Auf der anderen Seite ist das Scheitern an diesen beiden Aspekten ein wichtiges Zeichen dafür, dass du metabolisch nicht im Gleichgewicht bist.

Nicht umsonst sind Methoden des intermittierenden Fastens immer wieder ein Thema in der Debatte um die Steinzeiternährung. Siehe dazu auch: The Myriad Benefits of Intermittent Fasting

Abschlussbemerkung

Hunger und Anstrengung. Beides sind integrale Bestandteile der Steinzeiternährung. Wer diese Aspekte ausblendet ernährt sich nur teilweise dem Paradigma der Steinzeiternährung entsprechend.

[pullquote position="right" hidden="true"]Ein Paleo-Frühstück ist ein Widerspruch in sich.[/pullquote]

Wie so etwas aussehen kann, habe ich an einer Beispielwoche der fiktiven Person Susanne illustriert: Beispiel- Susannes Bürojob in der Wochenplanung

Fragen

• Wie stark ist die Nähe vom intermittierendem Fasten und der Steinzeiternährung für dich?
• Siehst du Training als integralen Bestandteil der Steinzeiternährung oder sind das zwei getrennte Dinge für dich?
• Wie integrierst du Hunger und Anstrengung in deiner Ernährung?

Bilder

Photo Credit: Tambako the Jaguar via Compfight cc