Glücklich sein, das richtige Wissen, das richtige Wollen
Während ich gerade an einem Konzept für die Interaktion von Prozessorientierung und Zielorientierung arbeite, habe ich mir wieder den Beitrag zur Methode von Precision Nutrition durchgelesen. Diese machen dies in einem cleveren Dreischritt:
- Wähle das richtige Ziel aus. Willst du abnehmen, ist dein eigentliches Ziel, richtig zu essen.
- Wähle die Fähigkeiten aus, die für das Erreichen dieses Ziels nötig sind. Im Falle der guten Ernährung ist das erste Ziel die Achtsamkeit gegenüber Hunger und Appetit. (übrigens nicht die Fähigkeit seine Makronährstoffe oder Kalorien im Überblick zu haben)
- Wähle Übungen aus, mit denen du die Fähigkeit verbesserst. Im Falle der Achtsamkeit gegenüber Hunger und Appetit sind dies langsames Essen und Essen, bis man gesättigt und nicht vollgestopft ist.
Während dies ein hervorragendes Modell ist, um für bereits bestehende und eigentliche Ziele einen Prozess zu entwerfen, habe ich die Erfahrung gemacht, dass die allerwenigsten Menschen bereits wissen und verstehen, was es genau ist, das sie wollen.
- Menschen, die abnehmen wollen, suchen vielleicht nur nach Anerkennung, nach Auflösung ihrer schlechten Erfahrungen und manchmal auch nur nach Liebe, auf die sie glauben, lange verzichtet zu haben.
- Menschen, die sich einer Kälteanpassung unterziehen wollen, suchen vielleicht nur danach, ihrer Abkehr von Genusssucht und gesellschaftlicher Konditionierung Ausdruck zu verleihen.
- Menschen, die besser essen wollen, wollen sich von einem beklemmenden Gefühl der Fremdbestimmung befreien und selbst wiederfinden.
Das Problem des Ansatzes von Precision Nutrition ist, dass er ein moralisches Problem in ein technisches Problem umwandelt. Wenn jemand sagt, dass er abnehmen will, aber dahinter eigentlich ein Versuch steckt seelische Herausforderungen (glücklich werden) durch einen technischen Prozess (abnehmen) zu lösen, wird er nicht das finden, was er eigentlich sucht. Mehr dazu kannst du in folgendem Erfahrungsbericht lesen: Abnehmen macht nicht glücklich
Das Problem dahinter ist von Csikszentmihalyi in seinem Buch Flow formuliert:
Vor zweitausenddreihundert Jahren kam Aristoteles zu der Schlußfolgerung, daß der Mensch vor allem Glück sucht...lück wird um seiner selbst willen angestrebt, während jedes andere Ziel - Gesundheit, Schönheit, Geld oder Macht - nur geschätzt wird, weil man erwartet, daß es glücklicher machen wird......] Was Glück ist, begreifen wir nich besser als Aristoteles, und was das Lernen angeht, wie man diesen gesegneten Zustand erreicht, so könnte man behaupten, wir hätten überhaupt keine Fortschritte gemacht.
Wer abnehmen oder lieber einen dicken Bizeps haben will, sollte sich das nachfolgende Video mit Wim Hof ansehen. Mich beeindruckt zwar auch, dass er willentlich Infektionen abwehrt und fast zwei Stunden in Eis aushält, aber noch vielmehr beeindruckt mich sein Enthusiasmus. Ich glaube, dass Rhonda Patrick viel mehr über Kälteanpassung weiß, als der gute Wim Hof. Aber der Wim weiß allerdings genau das Richtige über Kälte. Das halte ich für viel wichtiger. Das Resultat dieser unterschiedlichen Formen des Wissens sieht man: Wim ist nicht nur derjenige, welcher im Eis sitzt. Er ist derjenige, welcher voller Enthusiasmus im Moment ist.