Nicht durchdrehen: Gute Ernährung ist Balsam für die Seele

nudeln

Wenn die zelluläre Gesundheit der Neuronen für die psychische Gesundheit eine Rolle spielt, dann verbessern die neuroprotektiven Faktoren, insbesondere auch die neuronale Autophagie, die psychische Gesundheit.

Kunin (1) hat seine Patienten auf eine ketogene Ernährung gesetzt. Depression und Angststörungen haben sich bei einem sehr großen Anteil der Patienten verbessert.

Zunächst hat er sie für fünf Tage auf eine ketogene Diät gesetzt. Danach sollten sie ihre Kohlenhydratzufuhr um 10-15g pro Tag erhöhen, bis in ihrem Urin kein erhöhter Ketonspiegel mehr nachzuweisen war. Das war dann ihr OCL (Optimal Carb Level).

Die Ergebnisse sind überraschend 68% zeigten bei ihrer OCL deutliche Verbesserungen ihrer Symptome. Die OCL bedeutete für viele eine drastische Reduktion ihre Kohlenhydrataufnahme (22-720g =198g/Tag vs. 3-150g =52g/Tag). Ein Patient fühlte sich während der Ketose so gut, dass er die Kohlenhydratzufuhr überhaupt nicht erhöhte, während zwei Patienten sich so schlecht während der Ketose fühlten, dass sie zurück zu ihrer alten Ernährung geschaltet haben.

Die Verbesserungen verschwanden bei 82% der Patienten wieder, nachdem ihre Kohlenhydratzufuhr auf über 120g erhöht wurde.

Nur die Hälfte (53%) der Patienten fühlten sich während der Ketose schlechter. Was angesichts der radikalen Kohlenhydratzufuhr verwunderlich ist, weil man annehmen müsste, dass sehr viel mehr Patienten sich schlechter fühlen müssten.

Vorsichtig kann man vermuten, dass das Gehirn auf einer LowCarb-Diät, eigentlich OptimalCarb-Diät, besser funktioniert. Wenigstens ist es hier in einem Zustand, der sich näher an einer psychischen Gesundheit befindet.

Nicht nur vor diesem Hintergrund ist der Zusammenhang zwischen der biochemischen Gesundheit unseres Gehirns und unserer psychischen Gesundheit plausibel. El-Mallakh et al. (2) vermuten ebenfalls, dass eine ketogene Ernährung zur Stimmungsstabilisierung dienen könnte, weil sie den Gehirnstoffwechsel verbessert, was ein häufiges Problem bei Depressiven oder Manikern ist.

Fasten schlägt in die gleiche Kerbe

Einige Autoren weisen dem ketogenen Stoffwechsel die Ursache für einige Vorteile des Fastens zu. (3)

Ein wichtiger Unterschied zwischen einfacher Kalorienbeschränkung und IF-Protokollen ist die deutlich erhöhte Konzentration von Ketonkörpern. (3)(4)(5)

Daran machen die Autoren auch fest, dass [intermittierendes Fasten][201310111520] eine stärkere neuroprotektive Wirkung hat als einfache Kalorienreduktion. (6)(4)

Man kann nicht direkt darauf schließen, dass die ketogene Ernährung die psychische Gesundheit verbessert. Sie erhöht auf jeden Fall die neuronale Autophagie und diese ist ein wichtiger Zellreinigungsprozess und verbessert die zelluläre Gesundheit (7)(8). Die zelluläre Gesundheit scheint wichtig für die psychische Gesundheit zu sein. Der Schluss ist indirekt, weil dieser Zusammenhang aber gut belegt ist, halte ich diese These für sehr vernünftig.

Die Grenze die Kunin gezogen hat, war die vollständige Verwertung der Ketonkörper, so dass diese nicht ausgeschieden werden. Diese Ernährung ist also lange nicht so ketogen, wie einige andere Ernährungsformen. Man könnte meinen, dass man mittels einer Kohlenhydratreduzierung die Vorteile des Fastens einheimsen kann, doch diese Grenze ist künstlich. Es sind zwei gleichberechtigte Mittel mit dem Zweck die Ernährung ketogen zu machen.

Wer hat was davon?

  1. Der Leistungssportler, dessen Trainierbarkeit erheblich von seiner psychischen Belastbarkeit abhängt.
  2. Der Berufstätige, dessen Erfolg im Beruf erheblich von seiner psychischen Belastbarkeit abhängt. Sein Privatleben kann er auch nur dann wahrnehmen, wenn er den beruflichen Stress so wegsteckt, dass er im Alltag noch funktionieren kann.
  3. Die Mehrfachbelasteten, die Sportler und Student sind, die Mütter und berufstätig sind profitieren erheblich von jeder Erhöhung ihrer psychischen Belastbarkeit.
  4. Jedem, der sich mit dem Dauerstress unserer Konsumgesellschaft auf Speed auseinandersetzen muss.

Zusammenfassung

Die psychische Stabilität hängt auch von einer guten und angepassten Ernährung ab. Vor dem Hintergrund, dass die zelluläre Gesundheit unserers Gehirns einen wichtigen Einfluss auf die psychische Gesundheit hat, wird dieser Zusammenhang plausibel.

Ein wichtiger Aspekt dieses Zusammenhangs ist, das dass eine psychische Störung eine willkürliche Grenzziehung ist. Das Internet ist voll von Berichten über die LowCarb- und ketogene Ernährung und ihren positiven Einfluss auf die Stimmung und den psychischen Energielevel.

Das Selbst-Experiment

Das Vorgehen von Kunin ist denkbar einfach und lässt sich leicht nachmachen:

  1. Für fünf Tage alle Kohlenhydrate rausstreichen.
  2. Dann die Kohlenhydratzufuhr täglich um 10g erhöhen bis keine Ketonkörper mehr im Urin nachzuweisen sind. (Einfach in der Apotheke nach Ketosticks fragen. Kostet nur wenige Euro)

Tipps:

  • In den ersten fünf Tagen reichlich Gebrauch von Kokosfett machen. Einen Esslöffel davon in den Tee, warten bis es schmilzt und dann trinken. Zu jeder Mahlzeit und insbesondere morgens.
  • Viel trinken und auch nicht mit dem Salz sparen (der Geschmack ist die beste Anleitung).

Ich bin gespannt, was ihr zu berichten habt.

Weitere Beiträge zur neuronale Gesundheit

  • Dr. Wahls hat ihre multiple Sklerose mit einer Steinzeiternährung behandelt. Das Ergebnis ist eindrucksvoll. Sie hebt vor allem auf die Mikronährstoffverteilung ab. Hier geht es zum Beitrag.


Literatur

  1. Kunin, R. A. (1976). Ketosis and the Optimal Carbohydrate Diet: A Basic Factor in Orthomolecular Psychiatry. Orthomulecular Psychatry, 5(3), 203-211.
  2. El-Mallakh, R. S. & Paskitti, M. E. (2001). The ketogenic diet may have mood-stabilizing properties. Med Hypotheses, 57(6), 724-6.
  3. Anson, R. M., Guo, Z., de Cabo, R., Iyun, T., Rios, M., Hagepanos, A., Ingram, D. K., Lane, M. A., & Mattson, M. P. (2003). Intermittent fasting dissociates beneficial effects of dietary restriction on glucose metabolism and neuronal resistance to injury from calorie intake. Proc Natl Acad Sci U S A, 100(10), 6216-20.
  4. Mattson, M. P., Duan, W., & Guo, Z. (2003). Meal size and frequency affect neuronal plasticity and vulnerability to disease: cellular and molecular mechanisms. J Neurochem, 84(3), 417-31.
  5. Mattson, M. P. (2005). Energy intake, meal frequency, and health: a neurobiological perspective. Annu Rev Nutr, 25, 237-60.
  6. Maalouf, M. A., Rho, J. M., & Mattson, M. P. (2008). The neuroprotective properties of calorie restriction, the ketogenic diet, and ketone bodies. Brain Research Reviews, 59(2), 293-315.
  7. Alirezaei, M., Kemball, C. C., Flynn, C. T., Wood, M. R., Whitton, J. L., & Kiosses, W. B. (2010). Short-term fasting induces profound neuronal autophagy. Autophagy, 6(6), 702-10.
  8. Young, J. E., Martinez, R. A., & La Spada, A. R. (2009). Nutrient deprivation induces neuronal autophagy and implicates reduced insulin signaling in neuroprotective autophagy activation. J Biol Chem, 284(4), 2363-73.

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