Bewegung soll dich inspirieren! - Addendum II
Im letzten Beitrag habe ich am Ende einige Reflexionsfragen genannt, welche dir helfen sollen, deine persönliche Bewegungspraxis zu finden.
Hier sind meine Antworten auf diese Fragen:
Welche Form der Bewegung gibt mir das Gefühl der Bestimmer meines Lebens zu sein?
Es sind Übungen mit dem Körpergewicht, in welchen ich entweder nur einen Arm oder ein Bein benutze. Das ist sehr auffällig bei mir. Der einarmige Liegestütz, das einarmige hängende Rudern oder auch die einbeinige Kniebeuge gehören zu den Übungen, die bei mir nachhaltig ein Gefühl auslösen, dass ich Kontrolle in einem ganz grundsätzlichen Sinn habe.
Aber auch Kreuzheben, Klimmzüge mit Zusatzgewicht und Bankdrücken vermitteln mir das Gefühl.
Während ich beim Kreuzheben ein für mich hohes Gewicht bewegen kann, fühle ich mich beim Bankdrücken besonders sicher. Ich scheine ein ganz gutes Gefühl für diese Übung zu haben, obwohl mir die Übungen an sich nicht wirklich wichtig ist oder Spaß macht.
Bei Klimmzügen fängt dieses Gefühl an besonders präsent zu werden, wenn ich ein Gewicht wähle, dass ebensogut ein zweiter Mensch sein könnte. Ich habe das Gefühl eine Schwelle überschritten zu haben. Hinter dieser Schwelle liegt eine Art von Selbstbeherrschung, die man empfinden, wenn man seine eigenen Grenzen überwunden hat.
Wenn ich einen guten Sprint erwische, dann erlebe ich ein besonderes Hochgefühl. Manchmal scheint alles perfekt zu sein und dann habe ich das Gefühl zu fliegen. Mein Körper bewegt sich von alleine und mein Ego tritt in den Hintergrund. Diese Ichlosigkeit ist etwas, das ich im sonstigen Leben, besonders in der Meditation, anstrebe. Sprinten schlägt genau in diese Kerbe.
In welcher Form der Bewegung fühle ich mich besonders sicher? Wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich diese Bewegung zu einem Teil meines Lebens machen würde?
Natürlich fühle ich mich bei den oben genannten Bewegungen, außer dem Sprinten, besonders sicher. Aber eigentlich fühle ich mich bei nahezu allen Bewegungen nicht wirklich unsicher.
Aber ich suche nach neuen Bewegungsoptionen. Ich weiß, dass einarmige oder einbeinige Bewegungen in mir ein besonders gutes Gefühl auslösen. Deswegen frage ich mich, welche einarmigen Bewegungsoptionen sich mir noch erschließen.
Dabei fallen mir besonders auch fortlaufende Bewegungen ein, wie der Echsengang oder das Laufen in der Brücke ein. Nach solchen Bewegungen zu suchen und diese in mein Leben zu holen, löst in mir ein Gefühl der freudigen Spannung aus.
In welcher Form der Bewegung fühle ich mich besonders unsicher? Wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich diese Bewegung zu einem Teil meines Lebens machen würde?
Die unsicherste Bewegung ist die Kniebeuge mit der Langhantel. Irgendwie habe ich immer das Gefühl unter dem Gewicht erdrückt zu werden.
Nun, diese Bewegung ist schon Teil meines Lebens, aber diese Bewegung wirklich zu beherrschen und die Unsicherheit in ihr abzulegen, wird mir für mein Körperbewusstsein viel bedeuten. Deswegen werde ich sie solange machen, bis sich meine Beziehung zu ihr verändert.
Bei statischen Übungen fühle ich mich unsicher. Viele dieser Übungen, wenn sie mit dem Körpergewicht arbeiten, sind durch kleine Winkelveränderungen erheblich schwerer. Weil ich so groß und schwer bin, ist dieser Effekt bei mir erheblich stärker ausgeprägt. Ich bin es gewohnt, dass ich konstante und sichtbare Fortschritt in allem mache, was ich tue. Hier ist dies anders. Das löst natürlich Unsicherheit in mir aus.
Ich habe eine langfristige Perspektive eingenommen. Das heißt, dass ich von starken und sichtbaren Veränderungen im Rahmen von Jahren ausgehe. Beim Training dieser Übungen übe ich mich in Vertrauen darin, dass der Prozess wirkt. Prozessorientierung ist eine wichtige Grundhaltung, welche ich so auspräge.
Welche Emotionen sollten bei mir durch Bewegung ausgelöst werden?
Das ist für mich eine sehr schwere Frage, weil ich mit einer großen Nüchternheit und Gleichmut versuche durch das Leben zu gehen. Diese Haltung zu entwickeln ist eine der größeren geistigen Projekte meines Lebens und der Bereich der Bewegung ist davon nicht ausgenommen.
Allerdings haben mir die Freude und Neugierde in den letzten Monaten an und durch Bewegung gefehlt. Während ich in den letzten Jahren vor allem nach Ausbelastung, Schmerz und Intensität gesucht habe, sind mir jetzt eine gewisse Leichtigkeit und Gelassenheit bei meinem Bewegungsprogramm wichtig. (Werde ich alt? :) )
Welche Emotionen werden tatsächlich durch Bewegung in mir ausgelöst?
Noch sehe ich kaum Land im Floreio. Der Handstand ist die einzige Ausnahme. Mittlerweile fühle ich mich recht sicher und ich weiß auch, was ich zu tun habe, damit ich ihn halten kann.
Viele andere Positionen auf dem Boden sind noch sehr schwer un der mühelose Übergang von einer in die andere Position ist noch fernes Wunschdenken. Aber ich bleibe am Ball. Es liegt nun an meinen Trainingsbemühungen, mich in diese Lage zu versetzen, und nicht an mehr an meiner inneren Haltung.
Wie weit oder nah liegen dieses Sein und Sollen beieinander? Wie kann ich diese beiden Dinge zu einem einzigen verschmelzen?
Noch liegen Welten dazwischen, aber ich kann noch nichts weiter machen, als dem Prozess zu vertrauen und mein Training durchzuführen. Aber die Ruhe und Gelassenheit beim Training, die habe ich jetzt schon.
Abschließende Worte
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nur wenige Menschen eine so tiefe Reflexion machen können. Ich werde oft mit der Frage konfrontiert, wie man die Technik der Introspektion überhaupt erlernen kann.
Es gibt zwei Aspekte der Fähigkeit zur Introspektion, wovon einer sehr rational und sprachlich geformt ist, während der zweite Aspekt eher emotionaler Natur ist.
Der zweite Aspekt ist sehr leicht zu üben: Meditation.
Wenn du also Probleme bei solchen Fragen hast oder dir manchmal die Antworten fehlen, solltest du dich in dieser völlig kostenfreien und hocheffizienten Praxis üben.