Ich bei Joseph Bartz - Warum überhaupt?

Fast jeder ist auf der Suche. Doch nach was eigentlich? Viele Menschen würden sagen, sie seien auf der Suche nach Glück. Ich bezweifle es. Was dieses “Glück” sein soll, weiß nämlich keiner so recht. Beantwortet man diese Frage falsch, steht man womöglich am Ende vor einer ungewollten Vergangenheit da.

Wir kennen solche verirrten Sucher. Wir kennen beispielsweise Menschen, die nach Statussymbolen, Macht, Geld und beruflichem Erfolg streben. Wir sehen wie sie voller Ehrgeiz brennen, verglühen und am Ende völlig ausgebrannt nach neuem Glück suchen müssen. Burnout, Midlife-Crisis, es gibt einige Namen für dieses Problem: Sinnkrise. Wir sehen einerseits, wie sehr man sich irren kann. Andererseits stellt sich kaum jemand selbst in Frage. Überall lesen und hören wir das Wort “Glück”. Es ist eine unverstandene, weil unhinterfragte Idee.

In diese Falle will ich nicht tappen. Ich bin auf der Suche nach dem guten Leben. Wie könnte ich da glauben, ich hätte es gefunden?

Glück als Dasein

Ich halte es für den schwerwiegendsten Trugschluss, dass Glück mit einem Wohlgefühl einhergeht. Warum sollte das so sein? Man nennt sogar die Hormone nach diesem Wohlgefühl “Glückshormone”. Dabei wissen wir durch Social Media, Fastfood, Drogen, Pornographie und vieles mehr, dass eine starke Ausschüttung dieser angeblichen Glückshormone für ein tiefes Unglück verantwortlich sein kann.

Kurz: Glück entsteht nicht durch die Aktivierung biologische Programme.

Meine (vorläufige) Definition von Glück ist anders:

Glück ist ein allgegenwärtiges Daseinwollen. Ein Ja-Sagen zu jedem Moment des Lebens.

Wir wollen nicht jeden Augenblick jubeln. Wollen wir wirklich jubeln und lachen, wenn ein geliebter Mensch große Schmerzen hat? Nein. Wir freuen uns nicht und wollen uns auch nicht wohl fühlen. Wir wollen nur dasein, dabeisein, an der Seite unseres lieben Menschen stehen und nirgendwo anders. Sind wir dann weniger glücklich? Nein.

Wer das verstanden hat, verwechselt Glück nicht mehr mit Wonne und der Neurochemie des Gehirns.

Bewegung und Glück

Ich bin genauso auf der Suche wie viele andere auch. Ich bin auf der Suche nach dem Dasein-Wollen und Ja-Sagen. Ob Schmerz oder Glück soll für mich keine Rolle spielen. Das gilt auch für meine persönliche Bewegungspraktik.

Eine Bewegungspraktik kann ganz unterschiedlich ausfallen und eine erste Annäherung habe ich durch die Kreise der Bewegung versucht. Ich habe jeden Kreis erforscht. Nur der Äußerste fehlt mir. Würde ich nicht einmal bis zu meinem eigenen Horizont forschen, ich könnte nicht behaupten: Ich suche. Halbherzigkeit können wir definitiv ausschließen, wenn wir auf der Suche nach dem Ja-Sagen zu jedem Moment des Lebens sind.

Was heißt ein allgegenwärtiges Dasein-Wollen im Bereich der Bewegung? Diese Frage will ich erforschen.

Warum war ich bei Joseph?

Es blieb mir nichts anderes übrig. Will ich von mir behaupten, dass ich nach dem guten Leben suche, muss ich tatsächlich suchend sein. Ginge es nur nach meinen Vorlieben, hätte ich mit meiner alten Bewegungspraktik alt werden können. Doch will ich nicht vorzeitig altern. Ich habe noch viel zu tun.

Reflexionsfragen

  1. Hast du eine Bewegungspraktik, die etwas mit deinem Lebensweg zu tun hat? Oder ist sie bloß Mittel zum Zweck, ein Fremdkörper?
  2. Welche Bewegungspraktik brauchst du? Unabhängig davon, ob sie sich gut anfühlt oder nicht.

Wie weiter lesen?

Abnehmen macht nicht glücklich. Ein Beispiel dafür, wie man sich irren kann, wenn man glaubt, dass Glücklichsein und Wohlgefühl dasselbe sind.

Kreise der Bewegung. Zur Übersicht verschiedener Bewegungspraktiken.

Wie man Willensstärke entwickelt - Teil II. Das ist mein früheres Training.