Maslow und die Kategorien der Gesundheit - Ausstieg aus einer Fresskultur
Zusammenfassung: Es ist wieder Zeit, zu reflektieren. Innerhalb jeder Kategorie der Gesundheit solltest du die Stufen der Pyramide von Maslow emporsteigen.
Die maslowsche Bedürfnispyramide ist eine Theorie, um die verschiedenen Kategorien von menschlichen Bedürfnissen zu ordnen und in einen Zusammenhang zu bringen.
Das Prinzip dahinter ist, dass ein Bedürfnis dann aufkommt, wenn wir die zugrunde liegende Voraussetzung erfüllt haben. Diese Voraussetzung ist die hinreichende Befriedigung der Bedürfnisse der unteren Stufen.
Selbstverständlich ist diese Pyramide ein einfaches Modell und daher ist die Unterstellung von Fehlern vielversprechend. An dieser Stelle will ich aber nicht die Pyramide selbst rechtfertigen oder in Zweifel ziehen, sondern sie vielmehr als Analysemittel verwenden. Ich gehe an dieser Stelle von einer hinreichenden Korrektheit des Modells aus und spare mir die genauere Analyse für einen anderen Moment auf.
Im deutschsprachigen Raum sind wir üblicherweise vor allem mit Problemen der mittleren Stufen konfrontiert. Wir leben im materiellen Überfluss, sodass das soziale und das Individualbedürfnis konkret werden. Gleichzeitig haben sehr wenig Menschen kognitive Bedürfnisse und noch viel weniger ästhetische oder gar das Bedürfnis nach Transzendenz.
Wir können dies an der Medienlandschaft ablesen. Die Werbeindustrie hat erkannt, dass wir als Gesellschaft gerade dieses untere Drittel überwunden haben und mit den Problemen des mittleren Drittels herumschlagen.
Während unsere physiologischen Bedürfnisse missbraucht werden und künstlich überhöht werden, sind soziale und Individualbedürfnisse als Versprechen und gleichzeitig Forderung an uns gerichtet.
Um unseren Körper mit Nährstoffen zu versorgen, brauchen wir nichts weiter als unverarbeitete Lebensmittel und Wasser. Damit sollte das Bedürfnis nach Nahrung eigentlich gedeckt sein. Doch in unserer Fresskultur (ich verwende diesen Begriff als Steigerung des Begriffs Konsumkultur) brauchen wir den ultimativen Genuss. Damit ziele ich nicht nur auf die Menschen ab, die einen qualvollen und langsamen Tod durch Pizza und Burger suchen. Damit sind auch diejenigen gemeint, die unter dem Deckmantel einer auf Gesundheit abzielenden Ernährungsform den gleichen Fresswahn neu zelebrieren wollen.
Es gibt die absonderlichsten veganen Kunstprodukte, welche die vegane Botschaft bis zur Unkenntlichkeit verdrehen. Ich warte noch auf eine vegane Bärchenwurst.
Aber auch in der Paleoszene wird mit "Paleo"-Kuchen und -kartoffelgratin Abkehr von den Problemen unserer modernen Kultur oft und erfolgreich verhindert.
Wir hören immer mehr auf, echte soziale Beziehungen zu führen, sondern lassen uns auf die Manipulation der sozialen Medien ein oder noch viel Schlimmer: Suchen Kontakt zu anderen Menschen, um nur unsere eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Wie viele Menschen kennst du, deren grundsätzliche Haltung in einer sozialen Interaktion ist, Interesse und Aufmerksamkeit voll und ganz auf den Gegenüber zu richten? Ich kenne nicht so viele.
Nun klingt dies wie eine Anklage. Dieser Text ist kein Fingerzeig auf die Person. Ich deute auf Handlungen und Zustände.
Für mich ist dies eine wichtige Bestandsaufnahme eines Misstandes, den ich im täglichen Umgang mit Menschen und den wenigen Tröpfchen der Medien, die in meinem Leben übrig geblieben sind, immer wieder beobachte.
Mich macht das einerseits traurig, denn Menschen, die sich auf diesen Strudel aus Arbeit, Party, Fastfood und Genusssucht einlassen, machen auf mich niemals den Eindruck wirklich glücklicher und erfüllter Menschen.
Andererseits bin ich von einem großen Optimismus erfüllt, weil ich die Lösung für eine sehr einfache und unglaublich voraussetzungsarme Angelegenheit halte.
Die Kategorien der Gesundheit und die maslowsche Pyramide
Es gibt drei Kategorienpaare:
- Ernährung und Fasten
- Mobilität und Bewegung
- Ruhe und Kognition
Für jeden Bereich habe ich Basics formuliert:
- Bewegung. Machst 5-7h Sport pro Woche? Das klingt für die meisten viel, ist jedoch sehr einfach in den Alltag integriert. 20min Morgenroutine in Form von Mobilität und ein paar anderen Übungen. 4x/Woche für jeweils eine Stunde Nachmittags Sport in Form von Kraft- und Ausdauertraining. Alleine wenn du einen Hund hast, hast du schon so viel Bewegung, dass du dein Schwerpunkt auf 3x/Woche Krafttraining beschränken könntest.
- Mobilität. Machst du tägliche Mobilisierungsübungen?
- Ernährung. Kochst du? Isst du ausschließlich naturbelassene Lebensmittel? Hast du die Unverträglichkeiten aus deiner Nahrung verbannt?
- Fasten. Hast du die Fastenmethoden, die für dich in Frage kommen, in deinen Alltag integriert?
- Kognition. Hast du deinen Alltag organisiert und deine Termine im Griff? Lernst du auf regelmäßiger Basis, anstatt Ende des Semesters alles auf einmal zu machen?
- Ruhe. Schläfst du genug? Meditierst du täglich?
Wir haben nun die Kategorien der Gesundheit und die Basics. Kommen wir nun zur Maslowschen Pyramide. Ich will zunächst die Bedürfnisse kurz erklären, so wie ich sie benutze und sicherlich auch manchmal vom Konsens abweiche.
- Physiologische Bedürfnisse. Damit sind alle Bedürfnisse gemeint, die auf eine Erhaltung der rein körperlichen Gesundheit abgezielt sind. Nahrung, Wasser, Schlaf und so weiter.
- Sicherheitsbedürfnisse. Damit ist das Bedürfnis nach Kontrolle der Umwelt gemeint. Wir haben das Gefühl, die Umwelt zu kontrollieren, wenn wir nicht von ihr überrascht werden.
- Soziale Bedürfnisse. Kontakt zu anderen Lebewesen, insbesondere Menschen.
- Individualbedürfnisse. Das Bedürfnis, sich von anderen zu unterscheiden und einzigartig zu sein.
- Kognitive Bedürfnisse. Damit ist einfache Neugierde gemeint.
- Ästhetische Bedürfnisse. Kreativität ist auch ein Bedürfnis sein.
- Selbstverwirklichung. Wer sich selbst verwirklicht, bringt das, was in ihm angelegt ist, zur maximalen Entfaltung.
- Transzendenz. Transzendenz ist der Versuch, das eigene Selbst zu überwinden. Im Allgemeinen kann man dies Spiritualität nennen.
Es gibt verschiedene Zustände dieser Bedürfnisse. Sie können unbefriedigt, ignoriert, kompensiert oder auch übererfüllt sein.
Nehmen wir das Bedürfnis nach Nahrung als Beispiel. Wenn es unbefriedigt ist, nehmen wir das normalerweise als Hunger wahr. Wir können dies auch ignorieren. Wenn dies ein chronischer Zustand ist, ist das ein Zeichen für Missstände im Leben wie chronischer Stress oder eine Essstörung. Es kann aber auch kompensiert werden. Obwohl ich manchmal Hunger habe, esse ich nicht. Das Nichtessen des Fastens kompensiert den Mangel an akuter Bedürfnisbefriedigung. Damit befriedige ich ein körperliches Bedürfnis für das ich keine Empfindung habe, weil es früher durch ein bestimmtes Verhältnis zur Umwelt erzwungen wurde. Es kann auch übererfüllt sein. Wenn es akut ist, hat man eine Überfressung (ich mag diesen niedlichen Ausdruck), wenn es chronisch passiert, wird man meist übergewichtig.
Natürlich gibt es allerlei Mischformen. Wenn man sein Sicherheitsbedürfnis durch Nichtessen befriedigt, nennt man das üblicherweise Magersucht. Doch auf diese Details will ich nicht eingehen.
Anwendung der Modelle
Nun haben wir endlich einen hinreichenden Überblick über die Mitspieler dieses Reigens. Beginnen wir endlich mit dem Spiel.
Die Aufgabe dieses (Reflexions-)Spiels ist es, alle Maßnahmen in den Kategorien der Gesundheit so zu gestalten, dass du feststellst, dass jede Maßnahme jedes Bedürfnis nach Maslow hinreichend befriedigt, ohne dass es Mängel, Widersprüche oder Ähnliches gibt.
Das wird nicht immer gelingen und das muss es auch nicht. In erster Linie geht es hier darum, dass du dein Leben, wie es jetzt ist, besser verstehst und eventuelle Mängel aber auch Schätze in deinem Leben wahrzunehmen. Durch die Klarheit wirst du neue Handlungsoptionen feststellen.
Versuch innerhalb jeder Kategorie die Pyramide emporzusteigen. Wie schaffst du es, im Bereich der Ernährung die physiologischen Bedürfnisse deines Körpers zu befriedigen, wie das Sicherheitsbedürfnis, wie das soziale Bedürfnis und so weiter. Das spielst du jeweils für alle sechs Kategorien durch.
Im nächsten Beitrag werde ich meine eigene Reflexion veröffentlichen.
Talk the talk but walk the walk.