Schilddrüsenprobleme? - Arbeite an den Basics

Zusammenfassung: Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit und niedrige Libido. Bluttestdiagnose: Schilddrüsenunterfunktion. Doch geht es nicht auch ohne Bluttest? Die Kategorien der Gesundheit sollen dir eine Schablone zur Analyse geben, so dass du grundlegende Instandhaltungsmaßnahmen deines Lebenswandels vornehmen kannst.

Müder Löwe

Spencer Nadolsky präsentiert im Beitrag Doctor Detective with Spencer Nadolsky - A hidden cause of low thyroid einen Fall von Schilddrüsenunterfunktion.

Jason ist Personal Trainer und besuchte den Arzt mit folgenden Symptomen:

  • Müdigkeit
  • Kältempfindlichkeit
  • Niedrige Libido

Hier sind die Thesen des Arztes zu den Symptomen

Symptome Mögliche Ursachen
Müdigkeit Schlafprobleme, Niedrige Schildrüsenhormone, Anämie (Blutarmut), niedriges Testosteron
Kälteempfindlichkeit Niedrige Schilddrüsenhormone, Nebennierenschwäche, Unterernährung
Geringe Libido Niedriges Testosteron, niedrige Schilddrüsenhormone, Nebennierenschwäche, Unterernährung

Er nahm zu dem Zeitpunkt seines Besuchs bereits Schilddrüsenhormone, die ihm durch einen anderen Arzt verschrieben wurden.

Die alten Test deuteten auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin. Nadolsky testete ihn auf eine Autoimmunbeteiligung. Der Test fiel negativ aus.

Das Ziel des Arztes war es, die Schilddrüsenmedikamente zu abzusetzen.

Dies tat er in zwei Schritten:

  1. Ihn von den Medikamenten entwöhnen.
  2. Seine Ernährung verbessern.

Der schwerste Schritt für Jason war es die Medikation zu senken. Sie war das Einzige, was ihm Linderung verschafft hat. Selbstverständlich hatte er Bedenken.

Jason betrieb intermittierendes Fasten. Dies musste er aufgeben. Dadurch aß er einfach zu wenig.

Im Verlauf der Monate begannen sich seine Schilddrüsenwerte zu verbessern und seine Symptome verschwanden.

Siehe dir den Originalbeitrag Doctor Detective with Spencer Nadolsky - A hidden cause of low thyroid, wenn du den vollen Verlauf der Behandlung nachlesen willst.

Arbeite an den Basics

Ein Fall von Schilddrüsenunterfunktion wurde zurückgeführt auf:

  • Stress
  • Zu geringe Nahrungsaufnahme

Oder anders:

  • Zu viel Yang und zu wenig Jin
  • Zu viel katabol und zu wenig anabol
  • Zu viel Energieverbrauch und zu wenig Energieaufnahme

Hier lag ein Balanceproblem vor! Gehen wir noch einmal von den Symptomen aus:

  • Müdigkeit
  • Kältempfindlichkeit
  • Niedrige Libido

Alle drei Symptome lassen sich als Unfähigkeit Energie abzugeben beschreiben:

  • Müdigkeit schützt davor, noch mehr Aktivität in das Leben zu integrieren, seien sie körperlich oder kognitiv.
  • Kältempfindlichkeit ist ein Zeichen dafür, dass der Körper Energie einspart.
  • Die Libido steht unter der Energieversorgung auf der Prioritätenliste. Wenn sie nach unten sackt, gibt es bei den wichtigeren Bereichen Probleme.

Was hätte er tun können, wenn er seine Problem als Dysbalance in den Kategorien der Gesundheit gesehen hätte?

Ganz einfach gesagt: Mehr Jin (Energie aufbauen) und weniger Yang (Energie abbauend).

Welche Maßnahmen ergeben sich ganz konkret?

  1. Fasten. Weniger Fasten. Es ist wahrscheinlich, dass er seine Fastenfähigkeit überzogen hat. Die sinkt nämlich, wenn man wenig isst und viel Stress hat.
  2. Bewegung. Die Trainingsbelastung verringern (hat Dr. Nadolsky ebenfalls geraten).
  3. Kognition. Welches sind die wichtigsten Stressfaktoren im Alltag? Diese sollte er möglichst senken. (Deswegen ist Zeitmanagement so wichtig)
  4. Ruhe. Ist die Schlafhygiene in Ordnung? (möglichst keine Bildschirme vor dem Schlafen, kein Handy in Bettnähe, Kälte in der Nacht usw.) Wann ist Zeit für Meditation oder Zeit in der Natur?
  5. Ernährung. Genug Nahrung? Mehr essen. Kohlenhydratzufuhr nach dem Training erhöhen?
  6. Mobilität. Sind Fehlhaltungen durch den Stress Gewohnheit geworden? (schlechte Haltung führt zu schlechten Emotionen)

Die einzelnen Bereiche des Lebens interagieren miteinander. Die Kategorien der Gesundheit gleichen einander aus.

In diesem Fall sind die gleichem Maßnahmen angezeigt, völlig ohne Bluttests und nur mit ein wenig Reflexion.

Deswegen bestehe ich bei allen Menschen und von Anfang an darauf, dass die grundlegenden Dinge eines gesunden Lebenswandels bedacht werden.

Beispiele:

  • Fast jede Erhöhung des Trainingsumfangs begleite ich mit einer Erhöhung der Nahrungszufuhr. Das gilt besonders für Menschen, die Körperfett und/oder Gewicht verlieren wollen.
  • Eine Form von Meditation (vielleicht auch nur Atemübungen empfehle ich fast jedem. Wir leben in einer Welt erhöhter Stressbelastung. Wenn das nicht ausgeglichen wird, müssen wir die Folgen tragen. Will jemand bei hoher Stressbelastung abnehmen, hilft Meditation z.B. diesen zu senken, so dass stressbedingte Heißhungerattacken weniger wahrscheinlich werden.
  • Ab einer gewissen Trainingsbelastung sollten Mobilisierungsmaßnahmen ins Training integriert werden.

Die Basics heißen so, weil sie eben die absolute Grundlage für alles andere sind.

Ich finde den Titel des Beitrags auf Precision Nutrition ein wenig irreführend. Er klingt so, als müsste man sich auf die Suche machen und puzzeln.

Mindestens in diesem Fall und in vielen anderen Fällen ist dies aber nicht so.

Detektivarbeit ist sexy und macht das Problem zu einer echten Herausforderung. Allerdings kommt man häufig genauso weit, obwohl man sich einfacherer Mittel bedient.

Beispiel: Haarausfall

Nachdem eine junge Frau auf die Steinzeit umstellt, stellt sie vermehrten Haarausfall und Abgeschlagenheit fest. Sie ist ratlos und frustriert. Verspricht die Steinzeiternährung doch die bessere Ernährung zu sein? Warum geht es ihr dann so schlecht? Ihr wird geraten, sie solle sich diverse Blutwerte nehmen. Es liege sicherlich ein Mangel vor.

Auf der Suche nach dem Grund für Haarausfall wird dann Eisenmangel, niedrige Schilddrüsenwerte und ein paar andere Werte dafür verantwortlich gemacht.

Wenn wir die vermeintlichen Ursachen (Schilddrüse, Eisen) nun als Symptome verstehen und den Haarausfall hinzufügen, haben wir an dieser Stelle folgende mögliche Ursachen:

  1. Stress
  2. Mangelernährung

Ich würde an dieser Stelle nicht auf eines von beiden tippen,1 sondern würde Beides in Angriff nehmen.

Es ist nicht die Steinzeiternährung selbst, sondern die Instruktion “Ernähre dich nach der Steinzeiternährung.”, die hier auf dem Prüfstand sind.

Was passiert, wenn die Menschen die Anweisung kriegen: Ernähre dich nach Paleo?

Für gewöhnlich essen die Menschen wenig Kalorien:

Studie tägliche Kalorienzufuhr
Jonsson et al. 20102 1385kcal
Jonsson et al. 20093 1381kcal
Lindeberg et al. 20074 1344kcal

Bevor man nun ausführliche Bluttests beim Arzt anstrebt, sollte man eine Analyse der Ernährung vornehmen. Sie hat auf die Steinzeiternährung umgestellt und dann erst die Probleme entwickelt. Es liegt also nahe, dass es an der Ernährungsumstellung liegt.

Es kommt darauf an, welche Auflösung man auf dieses Problem richtet. Sind Schilddrüse und Eisenmangel nun Ursache für den Haarausfall oder einfach nur Symptom? Und was ist dann die eigentliche Ursache?

Der erste Schritt ist ein Ernährungstagebuch für mindestens drei Tage. Diese obige Kalorienzahl erlebe ich regelmäßig, wenn es um Frauen geht. Gleichgültig, ob diese nun abnehmen wollen oder nicht.

In dem Beispiel Rekomposition habe ich die Veränderungen gezeigt, die passieren können, wenn man das Problem einer zu geringen Kalorienzufuhr löst.

Gehen wir von folgenden Dingen aus:

Symptome:

  • Symptome erster Ordnung
    • Haarausfall
    • Energiearmut
  • Symptome zweiter Ordnung
    • Eisenmangel
    • Normal-niedrige Schilddrüsenwerte (subklinische Unterfunktion)

Tagebuch und Befragung:

  • Die junge Dame will zwar nicht abnehmen, aber ein paar Kilo weniger stören sie nicht.
  • Sie hat von einer klassisch-"gesunden" Ernährung aus Müsli und Yoghurt sofort und vollständig auf die Steinzeiternährung gewechselt.
  • Das Tagebuch hat eine durchschnittliche Kalorienzufuhr von 1400kcal/Tag ergeben.

Erste Maßnahmen:

  • Eine leichte Erhöhung sehr leichter Aktivität um die Parasympathikusaktivität zu erhöhen. (Für die Pros: Den Druck auf die HPA-Achse mindern)
  • Eine Anhebung der Kalorien um 300-500kcal.
  • Einmal pro Woche Leber

Hoffentliche Wirkung:

  • Die leichten Aktivitäten gleichen die Aktivität der hormonellen Stressantwort aus und senken so die Hemmung der Schilddrüse.
  • Die Anhebung der Kalorien stimuliert die Schilddrüse.
  • Die Leber liefert jede Menge Eisen und andere Mikronährstoffe, die durch die Mangelernährung knapp werden.

Abschließende Worte

Ich will mich nicht kategorisch gegen regelmäßiges Testen beim Arzt wenden. Die Quintessenz dieses Beitrag ist, dass man bereits mit einfachen Mitteln zu Lösungen kommen kann.

Die meisten Symptome lassen sich sehr leicht und völlig selbstständig auf eine Dysbalance im Leben zurückführen und dann entsprechend beseitigen.

Lies' dir die beiden Beiträge zu den Kategorien zur Gesundheit durch und beantworte für dich ausführlich und bestenfalls auch schriftlich die Fragen. Hier geht es zu den Beiträgen:

Fragen

Keine Fragen. Ich hoffe, du hast meine Aufforderung ernst genommen und eine kleine Inventur deines Lebens gemacht.

Bilder

Photo Credit: Tambako the Jaguar via Compfight cc


  1. Leider sind wir darauf getrimmt immer die eine Antwort zu finden. Ich zitiere Luhmann: "Man kann das auch für Erziehungssysteme thematisieren. Ich habe erheblichen Widerstand bei Pädagogen geerntet, als ich ihnen erklärte, dass sie ihre Schüler wie triviale Maschinen erziehen wollen, wenn diese auf bestimmte Fragen richtige Antworten geben müssen. Wenn die Antwort falsch ist, ist sie falsch, wenn sie richtig ist, ist sie richtig. Wenn sie falsch ist, hat die Maschine einen Fehler, wenn sie richtig ist, ist es gut. In dem System ist nicht vorgesehen, dass der Schüler zum Beispiel die Frage infrage stellt oder kreative Auswege sucht, also die mathematischen Formeln auf ihre Ästhetik hin betrachtet, wie konkrete Poesie auf dem Blatt verteilt oder etwas macht, was sich nur erklären lässt, wenn man weiß, in welchem Zustand er sich gerade befindet.[^luhmann2009] 

  2. Jönsson, T., Granfeldt, Y., Erlanson-Albertsson, C., Ahrén, B., & Lindeberg, S. (2010). A paleolithic diet is more satiating per calorie than a mediterranean-like diet in individuals with ischemic heart disease. Nutr Metab (Lond), 7, 85.  

  3. Jonsson, T., Granfeldt, Y., Ahren, B., Branell, U.-C., Palsson, G., Hansson, A., Soderstrom, M., & Lindeberg, S. (2009). Beneficial effects of a Paleolithic diet on cardiovascular risk factors in type 2 diabetes: a randomized cross-over pilot study. Cardiovascular Diabetology, 8(1), 35. http://www.cardiab.com/content/8/1/35 

  4. Lindeberg, S., Jönsson, T., Granfeldt, Y., Borgstrand, E., Soffman, J., Sjöström, K., & Ahren, B. (2007). A Palaeolithic diet improves glucose tolerance more than a Mediterranean-like diet in individuals with ischaemic heart disease. Diabetologia, 50(9), 1795-1807. http://dx.doi.org/10.1007/s00125-007-0716-y